Spanische Renfe übernimmt zur Hälfte den Tschechischen LEO Express

Leo Express Zug In Prag
Bild: H Schmidtendorf

Jetzt fehlt nur noch die Genehmigung des spanischen Finanzministeriums, und die spanische Staatsbahn RENFE wird mit der Übernahme von knapp 50 Prozent der Anteile strategischer Großinvestor des tschechischen Bahn- und Busunternehmens Leo Express.

Über die Verhandlungen hatte bahn manager Online am 14. Oktober 2020 berichtet. Das seit 2012 aktive tschechische Unternehmen hatte durch die Pandemie derart hohe Einnahmeverluste, dass sogar versucht wurde, durch unkonventionelle Angebote wie Mitfahr-Erlaubnisse in der Fahrzeugkabine von Zügen zusätzliche Einnahmen zu generieren. Auch hatte bahn manager Online am 1. August 2020 berichtet, dass am gleichen Tag Inmaculada Gutiérrez Carrizo zur neuen Direktorin für Auslandsgeschäfte berufen wurde – mit dem ausdrücklichen Auftrag, das Auslandsgeschäft anzukurbeln.

Mit dem Einkauf beim Leo Express kann Frau Carrizo jetzt einen wichtigen Erfolg verzeichnen. Der Anteilskauf wurde durchgeführt, weil "diese Option im Vergleich zum organischen Wachstum weniger Zeit für die Umsetzung benötigt", zitiert der spanische Online-Dienst Nexotur einen Renfe-Sprecher. Leo Express hält Betriebskonzessionen für Tschechien, Slowakei und Polen. Durch den Zukauf könne sich dort Renfe „sofort für öffentliche Ausschreibungen qualifizieren“, wobei besonders an Hochgeschwindigkeitsprojekten Interesse besteht.

Leo Express hatte in Deutschland mit dem Unternehmen Flixbus kooperiert, sich in der Pandemie jedoch über finanzielle Fragen mit dem Partner zerstritten. Pläne, eigenständig in Deutschland Bahnverkehr zu betreiben, kamen bislang nicht zustande.

Auch im Inland drückt Renfe aufs Tempo. Der Schweizer Bahnhersteller Stadler hat in den letzten Tagen den Zuschlag für die Lieferung von 59 Nahverkehrszügen für 998 Millionen Euro bekommen, der auch die Ersatzteile und die Wartung über einen Zeitraum von 15 Jahren beinhaltet. Da Hochkapazitätszüge gewünscht sind, schlägt Stadler vor, die Kapazität durch den Einsatz von Doppelstockwagen mit einer skalierbaren Länge von 100 bis 120 Metern und von 160 bis 240 Metern zu maximieren. Engineering und Produktion der Züge übernimmt das Stadler-Werk Valencia.

Bei der Vergabe des zweiten Loses dieser Beschaffungsausschreibung wurde Alstom berücksichtigt. Hier geht es um 152 Züge für 1,45 Milliarden Euro, die in dem Alstom-Werk in Barcelona gefertigt werden sollen. Interessant: „Die Angebote der beiden spanischen Hersteller CAF und Talgo wurden laut Renfe aufgrund technischer Mängel disqualifiziert“, weiß das Schweizer Tagblatt zu berichten. (red/Hermann Schmidtendof)

Artikel Redaktion Eurailpress
Artikel Redaktion Eurailpress