Niederländische Bahnen NS: Reale Lohngleichheit für Mann und Frau

Foto: NS

Erfreulich: Bei den Niederländischen Eisenbahnen NS gibt es gendergerecht und amtlich verbürgt „Gleichen Lohn für Gleiche Arbeit“.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

Geschlechtsunabhängige Entlohnung sollte zumal für einen Staatskonzern zwar selbstverständlich sein. Doch die Abteilung People Analytics der NS wollte es genau wissen. Sie untersuchten die Lohn- und Gehaltsstruktur ihres Unternehmens nach Kriterien wie Alter, Vertragsart, Teilzeitfaktor, Führungsposition oder nicht, Art des Tarifvertrags, Bewertung und Geschlecht. Das Ergebnis wurde durch die HR-Agentur Focus Orange verifiziert.

Das offizielle Ergebnis: Es gibt kein Lohngefälle zwischen Männern und Frauen. Anneke de Vries, Mitglied des Verwaltungsrates der NS, zeigte sich erfreut: „Mit diversifizierten Teams erzielen Sie bessere Geschäftsergebnisse. Gleichzeitig sorgen wir für eine gleiche Vergütung. Es geht darum, was Sie tun und welche Entlohnung damit verbunden ist.“ Im Mittelpunkt der Entlohnung bei den NS ständen Position und Berufserfahrung der Mitarbeiter*innen. Daher seien die meisten Positionen in feste Gehaltsstufen unterteilt. Die Untersuchung solle jedes Jahr wiederholt werden. Die Aussage trifft keine Aussage darüber, wie durchlässig die Unternehmensstrukturen für einen geschlechterneutralen Aufstieg in höhere Funktionen sind.

Derart beflügelt, suchen die Niederländischen Bahnen auf ihrer Webseite beherzt gerade auch nach Zuwachs beim weiblichen Personal. „Verantwoordelijkheid & vrijheid“ - Verantwortung und Freiheit – seien wesentliche Merkmale der Arbeit bei den NS, heißt es im Webauftritt. Dazu werden Fotos und Testimonies von Mitarbeiter*innen verschiedener Berufsgruppen gezeigt. Zwar wird da auch die Lokführerin Saskia vorgestellt. Ihr macht es Spaß, sagt sie, „eine so leistungsstarke Maschine unter Kontrolle zu halten und damit im Hintergrund Service zu bieten.“ Es sei „so schön, den Wechsel der Jahreszeiten von meinem hohen Platz im Zug aus zu erleben und die Niederlande aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Und manchmal erlebe ich auch sehr schöne Dinge, wie kürzlich, als eine Dame dachte, es sei sehr cool, mich auf dem Zug zu sehen, und bei meiner Ankunft an meine Tür klopfte, um mir für die angenehme Fahrt zu danken.“

Doch um Saskias sympathische Story zu lesen, muss man schon die gesamte Webseite der NS bis zu Ende durchsuchen. Auf den ersten Blick – dort, wo die wichtigsten Testimonies stehen – sind nur zwei männliche Lokführer vorgestellt. Stattdessen werden an derselben prominenten Stelle fast ausschließlich weibliche Zugführerinnen präsentiert - conductrice im Gegensatz zum beide Geschlechter ansprechenden conducteur. Offenbar meint die NS-Personalabteilung doch, bei der Bahn würden sich Frauen wie eh vor allem für „hegende und pflegende“ Berufe interessieren?

So berichtet die Conductrice Michelle, sie unterstütze Reisende in vielen verschiedenen Rollen. "Manchmal spielt man eine Art Clown, wenn man unter Partyreisenden ist. Im nächsten Moment bist du ein Psychologe, wenn jemand seine Geschichte erzählen muss. Das macht den Job sehr vielseitig, und Sie hören Geschichten, die an die Sie sich immer erinnern werden." So sei dieser Beruf viel mehr als „nur“ Schaffner*in zum Ticket-Kontrollieren. Die Ausbildung dauert etwa sechs Monate, online sowie als theoretischer und praktischer Unterricht im NS-Schulungszentrum in Amersfoort. Für Personen ohne MBO-Ausbildung bieten die NS zusammen mit der School for Safety von MBO Amersfoort die Schulung "Enforcement Supervision and Safety - Conducteur" an.

Artikel Redaktion Eurailpress
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