Interviews

Johannes Emmelheinz

"Remote Services sind ein Zukunftsthema"

1. Was verbirgt sich hinter den neuen „Mobility Services" von Siemens?

Mit den „Mobility Services" sprechen wir eine Vielzahl von Kunden aus dem Mobilitätsumfeld an – mit Lösungen aus einer Hand. Hierunter finden sich Bahnbetreiber sowie Flughäfen mit ihren Gepäcksortieranlagen. Dabei reicht unser Angebot von Consulting- Leistungen für einen effizienten Betrieb bis hin zu komplexen Instandhaltungsverträgen inklusive der Materialversorgung und dem technischen Betrieb von gesamten Anlagen.

Am Wichtigsten ist für unsere Kunden allerdings die Verfügbarkeit ihrer Anlagen. Denn Stillstände kosten Geld und sind in jedem Fall zu vermeiden. In den unterschiedlichen Geschäftsfeldern haben wir Lösungen im Portfolio, die es uns ermöglichen, Zustandsinformationen von Systemen abzugreifen und mittels Datenfernübertragung Trend- und Musteranalysen durchzuführen. So können Systemausfälle verhindert werden, noch bevor diese überhaupt eintreten.

2. Wie muss man sich solch eine Datenfernübertragung genau vorstellen?

Die heutigen Systeme generieren eine Vielzahl von Daten, die den aktuellen Zustand jederzeit widerspiegeln. Wichtig ist es, diese Daten entsprechend auf die Landseite zu übertragen und deren Bedeutung zu analysieren. Mobility Services nutzt hier eine Siemens-Konzernlösung, die auch in unseren anderen Sektoren erfolgreich im Einsatz ist.

Remote Services sind ein Zukunftsthema, welches wir schon heute erfolgreich bedienen. Auf Seiten der Rail Systems sind diese beispielsweise in den Serviceverträgen für die Hochgeschwindigkeitszüge in Russland und Spanien im Einsatz. Die Fahrzeuge werden während des regulären Betriebes kontinuierlich überwacht. Abweichungen vom normalen Zustand lassen sich frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen können schnellstmöglich eingeleitet werden. In Russland bewirkte dies, dass nur alle 4,5 Millionen gefahrene Kilometer eine technisch bedingte Verspätung von mehr als 5 Minuten eintritt. Mit dem ASP-Modell, dem Application Service Providing, sind wir mit den Remote Services im Bereich der Verkehrsleitzentralen ebenfalls an vorderster Stelle. Städte und Kommunen können auf den Erwerb einer komplexen Hardware verzichten und das Hosting der Systeme mittels einer Server-Lösung bei Siemens belassen. Heute sind bereits ca. 100 Kunden über solch eine Verbindung zugeschaltet. Doch nicht nur durch den Datenfernzugriff halten wir die Anlagenverfügbarkeit und -effizienz hoch. Systeme müssen auch kontinuierlich auf dem neuesten Stand der Technik gehalten werden, dies können wir über Remote Services im laufenden Betrieb umsetzen. Für die Deutsche Post DHL erfolgte beispielsweise in 18 deutschen Paketzentren eine Modernisierung der Sortieranlagen – während des laufenden Betriebes. Dadurch wurde eine Kapazitätssteigerung von 40% bei den 15 Jahre alten Maschinen realisiert.

3. Welchen Kundennutzen, neben den technischen Innovationen erbringen Sie zukünftig?

Unsere Kunden profitieren an zwei Stellen. Zum einen im Bereich der Prozesse: Hier sind wir zukünftig noch schneller und effizienter unterwegs. Nehmen wir zum Beispiel die Ersatzteilversorgung. Hierbei ist es völlig unerheblich, welche Art von Teil – ob Straßenverkehrstechnik, Bahntechnik, Post- oder Gepäckautomatisierung – zu welchem Kunden gelangen muss. Wichtig ist, dass dies fristgerecht und effizient passiert. Unter Einbindung unseres World Distribution Center in Frankfurt bieten wir eine ausgereifte und funktionsfähige Express-Logistik. Zum anderen im Bereich des Service-Netzwerks, unsere Service-Techniker werden mehr und mehr technologieübergreifend im Einsatz sein. Es gibt immer mehr Verschmelzungen – bei unseren Kunden und auch bei den Technologien. So gibt es beispielsweise heute schon eine Vielzahl kombinierter Signalanlagen im Bereich des Bahn- und Straßenverkehrs.

4. Ein technologieübergreifender Einsatz von Technikern bedeutet auch, dass diese die Systeme kennen müssen. Wie können Sie das gewährleisten?

Ein wesentlicher Faktor sind Schulungen und Weiterbildungen für unsere Techniker. Das Grundwissen ist vorhanden und nun gilt es noch das anlagespezifische Wissen aufzubauen. Darüber hinaus haben unsere Techniker Zugriff auf die Experten-Teams in unseren Support Centern.

5. Servicegeschäft ist ja auch immer etwas sehr persönliches. Was bedeutet für Sie guter Service?

Service bedeutet für mich, für unseren Kunden da zu sein und Lösungen zu erarbeiten, die die Verfügbarkeit und die Sicherheit seiner Anlagen sicherstellen. Und dabei geht es stets darum, jeden Tag wieder die beste Lösung zu finden – und das am folgenden Tag noch einmal zu toppen. Service heißt also: Niemals still stehen, sondern die Welt in Bewegung halten.

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Artikel von Kurzinterview aus der ETR Ausgabe 12/12
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