Bahnen sollen die Niederlande und Deutschland näher aneinanderrücken

Bahnen im Osten der Niederlande; Quelle: Euregio

Im September 2018 platzte dem Präsidenten der Niederländischen Staatsbahnen (NS) Roger van Boxtel der Kragen. Für die Anreise zur Bahnmesse Innotrans chartete er einen eigenen Express-IC von Amsterdam nach Berlin. Jetzt wollen Deutschland und die Niederlande einen neuen Anlauf für schnellere Bahnverbindungen nehmen.

Im heutigen Fahrplan pendelt alle zwei Stunden ein IC zwischen Berlin und Amsterdam. Er braucht dafür 6 Stunden 26 Minuten. Der einmalige schnelle niederländische InterCity von 2018 war ein Sprinter. Die Strecke Amsterdam Centraal - Bad Bentheim legte er ohne Halt zurück, was die Reisezeit um 27 Minuten verkürzte. Durch Nutzung einer Zwei-System-Elektrolok kann der Lokomotivwechsel in Bad Bentheim entfallen, was eine weitere halbe Stunde ausmacht. Die NS-Vertreter erklärten ihre Hoffnung, dauerhaft eine schnelle Verbindung nach Berlin anzubieten. Dazu wollten sie zwölf Mehrsystemlokomotiven erwerben. Von der Deutschen Bahn war keine Reaktion zu vernehmen.

Am 30. September 2021 riefen jetzt niederländische und deutsche Vertreter der das Grenzland umfassenden Euregio bei einem Treffen mit Abgeordneten in Den Haag dazu auf, die Verbindung Zwolle-Enschede-Münster in das vorrangige TEN-V-Netz aufzunehmen. Durch Maßnahmen wie die Verdoppelung eines Gleisabschnitts in den Niederlanden könne die Zugfahrt zwischen dem Westen und Osten der Niederlande um mindestens eine halbe Stunde verkürzt werden. Davon würde auch die internationale Verbindung Amsterdam-Berlin profitieren, die dann insgesamt weniger als fünf Stunden dauern könne. Der Zug zwischen den beiden Metropolen Amsterdam und Berlin nutzt auf dem Abschnitt Hengelo-Almelo einen Teil der Direktverbindung Zwolle-Münster, die nach den Euregio-Plänen für 200 km/h ertüchtigt werden soll.

Das Begehren der Euregio wurde bei dem Treffen in Den Haag durch die Provinz Overijssel, die Region Zwolle, Twenteboard und den Nahverkehr Westfalen-Lippe unterstützt. Die niederländische Ostprovinz Overijssel plädiert seit langem für eine bessere Anbindung der Region an das Randstad genannte wirtschaftliche Städtecluster im Westen des Landes, das auch Amsterdam umfasst. Die Aufnahme der Verbindung Zwolle-Enschede-Münster in die transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN-V) ist eine wichtige Voraussetzung für die europäische Finanzierung.

Die notwendigen Investitionen in die Bahn-Infrastruktur von rund 3,5 Milliarden Euro umfassen die Zweigkeisigkeit und Ertüchtigung der derzeit weitgehend eingleisigen Bahnverbindung, die Überwindung des Bahnengpasses in Wierden und Anpassungen an den Bahnhöfen. Für weitere 100 Millionen Euro könne der Zugverkehr nach Münster und Dortmund im Rahmen des Projekts EuregioRail nachhaltiger gestaltet werden. Zwischen Münster und Enschede fahren täglich viele Pendler, Studenten und Touristen mit der Bahn, von denen etwa zwei Drittel in Enschede von oder auf holländische Züge umsteigen. Mit der Investition könnte ein Umsteigen in Enschede überflüssig werden. Mit der Zeit könnte die verbesserte Strecke Teil einer Sprinter-Zugverbindung von Amsterdam nach Berlin werden.

Der Abgeordnete Bert Boerman aus der Provinz Overijssel erklärte bei dem Treffen mit der Euregio: „Die Studie der Provinz Overijssel zeigt schwarz auf weiß, dass schnellere Zugverbindungen zwischen der Randstad und dem Osten der Niederlande mit vertretbaren Investitionen möglich sind. Sie bringen auch viele Vorteile in Bezug auf Umweltvorteile, wirtschaftliche Entwicklung, Beschäftigung und Wissensaustausch. Aus unserer Sicht ist es unverständlich und veraltet, dass die Bahnverbindung zwischen den beiden Top-Wirtschaftsregionen unserer Provinz, der Region Zwolle und Twente, noch immer eingleisig ist. Das muss schnell angegangen werden. Das ist eine Frage von nationalem Interesse. Die Bahn in den Niederlanden muss wirklich besser genutzt werden.“ (red/hfs)

Artikel Redaktion Eurailpress
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