Schienennahverkehr: Die AG wird zum Bundesverband

Quelle BSN, Montage: hfs

Lange war es die Bahninstitution mit dem am Schwierigsten zu merkenden Namen. Jetzt beschloss die Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs BAG-SPNV, aus den Kinderschuhen herausgewachsen zu sein. Die Sieben-Buchstaben-AG nannte sich zum Bundesverband um. 

Der neue Name lautet jetzt Bundesverband SchienenNahverkehr. „Wir sind seit Jahren deutlich mehr als nur eine Arbeitsgemeinschaft und wollen dies nun auch offensiv in unserem Namen dokumentieren“, unterstrich Susanne Henckel, die weiterhin dem Verband präsidiert. Der Bundesverband SchienenNahverkehr vertritt die Interessen aller 27 Aufgabenträger Deutschlands, die von den Bundesländern mit der Organisation des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) betraut wurden. Die Aufgaben bleiben wie bisher, betont Hauptgeschäftsführer Frank Zerban: „Den Nahverkehr auf der Schiene weiter zu stärken, ist und bleibt unser Antrieb. Wir werden auch in Zukunft intensiv daran mitwirken, die Verkehrswende mit einem maßgeblichen Beitrag des SPNV zu realisieren.“  

Der neue Name ist zudem der Auftakt für eine Rundumerneuerung in der Außendarstellung des Verbands. Mit dem Namen ändert sich das Logo, der Internetauftritt wird im Laufe des Sommers vollständig modernisiert. Die Webseite wird demnächst eine wichtige Neuerung verkünden. Der Bundesverband spricht von einem „Durchbruch für den künftigen Wettbewerb auf der Schiene“ – erstmals erhält der SPNV einen eigenen Personalkostenindex für die Fahrpersonale.

In den letzten Jahren hatten sich die realen Personalkosten der Bahnunternehmen immer weiter von den nominal in Tarifverträgen festgeschriebenen Kosten entfernt. Der Grund waren von den Gewerkschaften durchgesetzte Klauseln der Wahlfreiheit zwischen Geld oder Freizeit. Nach jedem Tarifabschluss steht seither immer weniger Bahnpersonal für dieselbe zu erbringende Verkehrsleistung durchgehend zur Verfügung. Für die in Freizeit weilenden Kolleg*innen müssen zusätzliche Personale eingestellt werden. Doch solche Unwägbarkeiten waren bislang in den Kalkulationen bei den Bestellern der Regionalschienenverkehre wie auch den Bahnunternehmen nicht eingepreist. So entstanden finanzielle Schieflagen, was jüngst bei Abellio sogar zum Gang in das Schutzschirm-Insolvenz-Verfahren führte. 

Damit soll jetzt Schluss sein. Der neue Personalkostenindex (PKI) bildet sowohl die direkten als auch die indirekten Personalkosten im Nahverkehr auf der Schiene auf der Grundlage der jeweiligen Tarifverträge ab, heißt es beim Bundesverband SchienenNahverkehr. Um auch die indirekten Kostenanteile ermitteln zu können, wurde ein fiktives Musternetz entwickelt und für dieses anhand der gültigen Tarifverträge eine komplette Diensteinsatzplanung durchgeführt. Dadurch konnten Personalmehrungen ermittelt und bewertet werden, die sich indirekt aus den Tarifverträgen ergeben, insbesondere bei Dienstfolge- und Urlaubsregelungen. Um auch weiterhin die Entwicklung der Gesamtbranche Transport zu berücksichtigen, wurde in dem finalen Index PKI SPNV auch noch der bisherige, amtliche Tarifindex H49 des Statistischen Bundesamtes anteilig einbezogen.

„Personalkosten stellen einen großen Teil der Gesamtkosten dar. Mit dem neuen Index PKI SPNV für Fahrpersonale wird die Kalkulationsgrundlage der Bieter für künftige Verkehrsverträge deutlich zuverlässiger“, erläutert  Hauptgeschäftsführer Frank Zerban. „Durch die ausgesprochen konstruktive Zusammenarbeit zwischen EVU und Aufgabenträgern konnte gemeinsam ein sehr gutes Ergebnis für die Branche erzielt werden, das unseren Mitgliedern für Neuverträge zur Anwendung empfohlen wird.“ Der Prozess wurde durch die kcw GmbH (Gesamtprojektsteuerung) sowie IVU (Berechnungen im Musternetz) inhaltlich begleitet. (red./hfs)

Artikel Redaktion Eurailpress
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