Zusatzgleis zum Hauptbahnhof Frankfurt/Main beseitigt Engpass

Viel Schiene auf knappem Platz, doch erst ein weiteres Gleis löste das Nadelör am Homburger Damm in Frankfurt; Quelle: DB AG / Uli Planz

Ein letztes Mal konnte Enak Ferlemann als Parlamentarischer Staatssekretär beim jetzt nur noch geschäftsführenden Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur vermelden: Versprechen eingelöst, Auftrag ausgeführt.

Mit dem neuen Gleis schaffen wir Platz für mehr Züge und beseitigen ein echtes Nadelöhr im Verkehrsknotenpunkt Frankfurt“, erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete Ferlemann am 29. November 2021 bei der Inbetriebnahme des neu gebauten Zusatzgleises am Homburger Damm nördlich der Innenstadt. „Damit können wir den Schienenverkehr im Frankfurter Hauptbahnhof flüssiger und pünktlicher abwickeln und so den hiesigen Fahrgästen ein noch besseres Angebot in Aussicht stellen. Genau das braucht es, um noch mehr Menschen zum Umstieg auf die umweltfreundliche Bahn zu bewegen.“ 

Ferlemann hatte früh erkannt, dass das deutsche Bahnnetz nicht optimal organisiert ist. In einem Interview sagte der Bahnexperte 2018 dem bahn manager: „Bei Unfällen brauchen wir Umfahrungen. Da sind in den vergangenen zwanzig Jahren viele Fehler gemacht worden. Man hat Ausweichgleise, Überholstrecken herausgenommen, und man hat zu wenig bedacht, dass, wenn eine Hauptmagistrale mal ausfällt, man auch mit Fahrdraht Umfahrungen braucht. Deshalb wird das gesamte Netz jetzt auf solche Lücken abgescreent.“

Das „verkehrspolitische Langzeitgedächtnis“ der CDU/CSU-Bundestagsfraktionen Ferlemann war sowohl als Staatssekretär als auch als Schienenbeauftragter der Bundesregierung für Bahnfragen zuständig. Er zeigte erfrischende Skepsis auch gegenüber der eigenen Zunft. "Die Kunst des Eisenbahntaktes liegt nicht so sehr in den großen Strecken, sondern in der Verfügbarkeit der Knoten“, erklärte Ferlemann 2019. „Das ist in der Politik allgemein nie der Schwerpunkt gewesen. Politik hat lieber die großen Projekte, da können Politiker Trassenbänder durchschneiden, da können sie Spatenstiche machen, da sind die Medien interessiert. An den Umbau eines Knotens, ob da ein weiterer Bahnsteig entsteht, ob Weichen verlegt werden, ob es eine neue Signaltechnik gibt, da kommt kein Politiker, weil das nicht toll darstellbar ist."

Unter Ferlemann und dem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gab es ein eigenes „Bahnknoten-Programm“ – Engpässe wurden erkannt und in den „Vordringlichen Bedarf“ bei der Ausbaufinanzierung gestellt. Hier kann und muss die künftige Bundesregierung stringent weitermachen. Im Fall Homburger Damm kosteten die baulichen Maßnahmen 180 Millionen Euro. Die Deutsche Bahn gab eine eigene Pressemeldung dazu heraus, Politiker und Medien zeigten Interesse – es hat sich offenbar in Deutschland das Verständnis für infrastrukturelle Probleme im Bahnwesen geschärft, auch ein Verdienst Ferlemanns und Scheuers.     

Für das neue Gleis zwischen der Mainzer Landstraße und der Nordseite des Frankfurter Hauptbahnhofs baute die DB fünf Kilometer Bahnstrecke und 30 Weichen ein. So fahren Fernzüge nun vorwiegend im südlichen Bereich des Hauptbahnhofs an und ab. Der Regionalverkehr hingegen startet und endet größtenteils an der Nordseite der Station. Eine neue Eisenbahnüberführung sorgt dafür, dass die Züge nicht mehr erst andere Verkehre abwarten müssen, bevor sie in den Hauptbahnhof ein- oder aus ihm herausfahren. Damit gewinnt die wichtige Zulaufstrecke zum Hauptbahnhof deutlich an Stabilität. Täglich 25.000 Reisende sind dann verlässlicher mit der Bahn unterwegs, erhofft sich die Deutsche Bahn. ICE-Züge können jetzt schneller in den Hauptbahnhof ein- und aus ihm herausfahren.

„Das zusätzliche Gleis am Homburger Damm ist daher eine wirklich gute Nachricht für alle Zugreisenden aus und nach Frankfurt, ein bedeutender Schritt für ein besseres Angebot im Nah- und Fernverkehr und ein wichtiger Beitrag zu klimafreundlicher Mobilität – und das nach nur vier Jahren Bauzeit“, erklärte Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) befand: „Das sind gute Nachrichten für einen der wichtigsten Bahnhöfe Europas.“ Und der Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds Prof. Knut Ringat freute sich:„Die Inbetriebnahme des zweiten Gleises auf dem Homburger Damm zeigt, dass bei der Schieneninfrastruktur die Zeiten der Ankündigung vorbei sind.“

Der Homburger Damm ist nach dem Elektronischen Stellwerk auf der Tunnelstammstrecke und Gateway Gardens die dritte Inbetriebnahme aus dem Gemeinschaftsprogramm „Frankfurt RheinMain plus“ und für einen zukunftsfähigen Bahnverkehr in der Rhein-Main-Region von hoher Bedeutung. In wenigen Jahren erreicht die DB mit der S6, der Nordmainischen S-Bahn und dem Ausbau des Knotens Stadion einen weiteren Hub für mehr Leistungsfähigkeit auf der Schiene. (red./db/hfs)

Artikel Redaktion Eurailpress
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