bahnland europa – ein Kompendium für Wirtschaft und Bahnfreunde

bahnland Europa
Foto: MedienSchiff

1958 besuchte Frankreichs Staatschef Charles de Gaulle den westdeutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer und begründete mit ihm die deutsch-französische Freundschaft, die Grundlage für Europas Einigung.

Völkerverständigung bedarf der Reisefreiheit – auch mit der Bahn. Als aktiver Verfechter europäischer Werte beschloss der Hanse Medien-Verlag mit seiner Gründung 2016, diesem Gedanken zu folgen und regelmäßige Portraits europäischer Länder zu publizieren. Dem Themenschwerpunkt des Verlags folgend sollten die Beiträge das Bahnwesen im Fokus haben. Doch von Anfang an war klar: Wir skizzieren die Länder, einem Begriff aus dem Schulgeografie-Unterricht folgend, „von der Quelle bis zur Mündung“. Will sagen: Jedes Portrait sollte bei der ersten Bahnlinie des jeweiligen Landes beginnen und sich dann bis in die aktuelle Gegenwart hocharbeiten.

Gegeben werden sollten also Überblicke, damit die so entstandenen Portraits eine möglichst lange „Haltbarkeitsdauer“ sprich Aktualität haben. Wieviel Kilometer Bahnstrecken gibt es, wie ist der Grad der Elektrifizierung, wie entwickelte sich bis heute die Staatsbahn des Landes, wer sind die wesentlichen nicht-staatlichen Bahnunternehmen im Personen- und Güterverkehr. Schon bei der Fixierung der Streckenlängen war Detektivarbeit gefragt. Wikipedia auf Deutsch gibt andere Zahlen als die Ausgabe auf Englisch oder Französisch. Wo man glaubwürdige Zahlen findet, sind diese teils auf lange zurückliegende Jahre bezogen und summieren also weder Stilllegungen noch Neubaustrecken späterer Perioden. Auch Fachartikel schreiben oft falsch von anderen ab.

Mal sind Anschlussgleise oder stillgelegte, aber noch vorhandene Gleisstrecken inbegriffen, mal nicht, und wie ist es mit Industriebahnen? Auch die Webseiten der Infrastrukturunternehmen sind teils wenig hilfreich, geben sie doch nur gerundete Zahlen. So mussten wir Statistiken der EU durchforsten, Jahresbilanzen der Infrastrukturbetreiber und andere amtliche Dokumente, um zu belastbaren Angaben zu gelangen. Oft waren die wichtigsten Quellen nur in Originalsprache zu lesen – ohne Quellenstudium auf Estnisch, Türkisch, Französisch, Tschechisch... wäre das Buch nicht entstanden. Auch Interviews wurden teils in Landessprache geführt – Eisenbahn-Dänisch ist zum Glück kein Problem!

War also die Exaktheit der Zahlen, Fakten, Namen und Funktionsangaben auftretender Bahnen, Unternehmen und Personen gesetzt – jeder einzelne beschriebene Fakt musste durch Quellen belegbar sein – sollten die Beiträge dennoch eines keinesfalls sein: schwer verdaulich, geschrieben in knochentrockenem Wirtschaftsdeutsch. Deshalb haben wir auch Zeit und Energie in einen interessanten Sprachstil gesteckt. „Cedric bummelt.“ So beginnt das Belgien-Portrait. Wer ist Cedric? soll sich die Leserschaft fragen. Und warum bummelt er? Wenn bei den Leser*innen diese Gedanken angestoßen werden, hat der Artikel schon gewonnen. Denn er wird mit Sicherheit weitergelesen.

Dann fiel die Entscheidung, die bislang erschienenen Länderportrait-Facetten zu einem Buch zusammenzufassen. Wieder war klar: Die Exaktheit darf nicht leiden. Also hat unsere Redaktion jeden Beitrag, jeden Satz nach überholten Formulierungen und Fakten durchforstet. Ein Minister oder Bahnchef ist keiner mehr? Dann muss ein Zusatz her. Eine als offen dargestellte Frage wurde inzwischen entschieden? Dann muss der neue Stand referiert werden. Ein Foto ist nicht mehr aktuell? Auch dies wurde geprüft und wo nötig nachgebessert.

Viele der Bilder hat die Redaktion selbst an den Originalorten aufgenommen, Gespräche und Eindrücke entstammen Reisen in die besprochenen Länder. Hier wurde nicht einfach aus dem Internet abgeschrieben, die Produktionskosten umfassen vielmehr zahlreiche Inlands- und Auslandsfahrten! So kam auch der Kontakt zu der EU-Korridor-Koordinatorin Catherine Trautmann zustande, der wir ein reizendes Grußwort verdanken. Wir trafen uns mit ihr... in Helsinki anlässlich einer Konferenz zum europäischen Neubauprojekt Rail Baltica. Der VDB hingegen, VPI und die Allianz pro Schiene sind Institutionen, mit denen wir seit Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten. So war es selbstverständlich, dass wir das Buch für Beiträge aus diesem Bereich öffneten, und über das engagierte Vorwort des VDB-Hauptgeschäftsführers haben wir uns ebenfalls sehr gefreut.

Einige Kapitel wurden speziell für das Buch geschrieben. Unter „Player, Supplier, Services“ werden vor allem Partnerverbände und Unternehmen portraitiert. Das Kapitel „Bahnen verbinden“ schildert hingegen vor allem den „europäischen Mehrwert“, den ein unbeschwertes Bahnfahren in Europa für die Bürger*innen bringt.

Dass sich trotz aller Sorgfalt noch Fehler in das fertige Werk einschleichen konnten, lässt sich wohl nicht ausschließen. Dennoch glauben wir, dieses Werk unserer verehrten Leserschaft mit gutem Gewissen zur Lektüre empfehlen zu können. Bestellungen nimmt unser Verlagshaus entgegen: redaktion@hanse-verlag.de sowie der Buchhandel.

Und auch für passionierte Bahnfreunde ohne wirtschaftliches Interesse finden sich editorische Schmankerl. So schildert der Dachverband der österreichischen Museums- und Tourismusbahnen seine Aktivitäten, wird der Geschichte des Hindenburgdamms zur Nordseeinsel Sylt nachgespürt sowie der bohrenden Frage, warum auch ein waschechter Walliser zumeist den Namen des Bahnhofs mit der weltlängsten Buchstabenzahl nicht korrekt aussprechen kann. Llanf... Sie wollen mehr darüber wissen? Gerne, steht alles in diesem Buch!

Von Dennis Peizert, Hermann Schmidtendorf – Herausgeber des „bahnland europa“

Artikel Redaktion Eurailpress
Artikel Redaktion Eurailpress