CEO Belozerov: Russlands Eisenbahnen trotzen Corona – Flexibilität sichert stabile Transporte

Dem obersten Eisenbahner Russlands Oleg Belozerov war die Freude ins Gesicht geschrieben, als er erklärte: „Unser schnelles Reagieren auf die Herausforderungen der Pandemie hat gezeigt, was die Russischen Eisenbahnen heute darstellen. Wir sind eine ultramoderne, elastische, innovative Struktur.“

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager  

Der CEO der Russischen Staatsbahnen RŽD Belozerov sprach zur Eröffnung des Moskauer „Transport- und Logistikforums PROmotion 1520“ und nahm auch an einem Diskussionspanel teil. Veranstalter ist das Moskauer Verlagshaus Gudok. Der zweite Teil der hochkarätig besetzten Online-Konferenz ist am 23. Oktober zu verfolgen über den Link: https://online.railwayforum.ru/en/ Die Debatten und Reden werden auch über den YouTube-Kanal des Organisators zugänglich sein: PRO//Движение.1520

Die optische Aufmachung der Veranstaltung ist äußerst ansprechend. In einem Studio sitzen mit gebührendem Abstand Diskutanten und Moderatoren, an eine große Wand werden weitere Sprecher zugeschaltet. Zwischendurch werden Umfragen und Stellungnahmen eingespielt. Auf der Webseite wie auch auf YouTube sind die Sessions wahlweise auf Russisch oder Englisch zu hören, zusätzlich gibt eine Komplettaufnahme der Liveveranstaltung mit Russisch für das linke und Englisch für das rechte Ohr. Der Professionalismus des Veranstalters kommt nicht von ungefähr – Gudok produziert auch das RŽD-TV, die visuelle Visitenkarte des Bahnunternehmens.

Interessant war am ersten Tag des Forums zu verfolgen, dass die Pandemie zwar die Bahnabläufe stark belastet, aber auch Chancen bietet. RŽD-CEO Belozerov betonte, sein Unternehmen habe umgerechnet über zwei Milliarden Euro an Rabatten gewährt, um „alle Güterverkehrspartner zu behalten“. Die Struktur der Staatsbahnen sei durch die Ernennung „zusätzlicher Bevollmächtigter“ ein Stück weit dezentralisiert worden, damit wegen der Pandemie nötige Entscheidungen schnell vor Ort zu treffen sind. Die Transportleistung sei sogar um 18 Millionen Tonnen verschiedener Güter gestiegen, weil neue Kunden gewonnen werden konnten.

Auch der Russland-Vertreter der Spedition Maersk Zsolt Katona erläuterte, angesichts der Pandemie zähle vor allem elastisches Reagieren. Als manche Produktionsketten wegbrachen, war es den Kunden schwierig, termingerecht die Beladung kompletter Schiffe zu garantieren. So baten sie den Schiffsexperten Maersk zu prüfen, ob diese den Transport China-Europa nicht auch per Bahn anbieten könne. Und ja, so Katona, wir konnten und wurden so ebenfalls Kunde der RŽD. Zu lösen sei dabei das Missverhältnis bei den Warenströmen – es kommen weiter weit weniger Waren von Europa nach China als umgekehrt.

Generell, so ist sich CEO Belozerov sicher, wird die Globalisierung keinen dauerhaften Schaden nehmen. Im Gegenteil, durch die digitale Globalisierung werde die Welt enger zusammenrücken. Das wünschte sich auch der über Zoom zugeschaltete Wirtschaftsprofessor Yukon Huang von der chinesischen Universität in Tsinghua. Der Professor unterstrich, dass Europa deutlich stärker in China investiere als die USA, weshalb es Sinn mache, auch die Transportverbindungen über Russland und Asien nach China weiter auszubauen. Er wünschte sich eine Wiederaufnahme der technologischen Zusammenarbeit US-China statt eines Handelskriegs, der niemandem helfe.

Artikel Redaktion Eurailpress
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