DB beginnt Testlauf für Zug-Schnellbetankung mit Wasserstoff

Noch eine Fotomontage: die neue Wasserstoff-Tankstelle der DB; Quelle Wystrach

Wer mit Wasserstoff fahren will, muss ihn auch tanken können. In Baden-Württemberg macht die Deutsche Bahn jetzt energetische Nägel mit Köpfen: Sie baut für den verstärkten Einsatz alternativer Antriebe und Kraftstoffe die nötige Infrastruktur auf.

Die erste DB-Wasserstofftankstelle für die Schiene wurde in den vergangenen sechs Monaten konzipiert. Ihr Kernelement, eine neuartige Schnellbetankung, wird ab Mitte Juli in einer Laborumgebung erprobt. In mehrwöchigen Tests wird die Grundlage für die erstmalige Zulassung und den Bau des gänzlich neuen Systems gelegt. Ziel ist es, mit der Montage der Wasserstofftankstelle im Herbst zu beginnen, im Sommer kommenden Jahres soll sie in Betrieb gehen.

Die erste Anlage dieser Art ist eine technische Herausforderung: Sie wird die Schnellbetankung von Wasserstoffzügen im eng getakteten Nahverkehr binnen 15 Minuten ermöglichen. Das ist bislang nur bei herkömmlicher Dieselbetankung machbar. Industriepartner sind das Ulmer Unternehmen Wenger Engineering und das Familienunternehmen Wystrach aus Weeze am Niederrhein.    

DB Energie-Chef Torsten Schein: „Mit Ökostrom erzeugter Wasserstoff als Alternative zum Diesel wird ein Wegbereiter für Klimaneutralität. Grüner Wasserstoff kann im Bahnverkehr zum Erfolg werden, wenn schnelle, zuverlässige und konkurrenzfähige Tankzeiten zu herkömmlichen Diesel-Systemen möglich sind. Dieser Tankstellen-Infrastruktur kommt entscheidende Bedeutung zu: Sie ist eine Innovation und wird Maßstäbe setzen.“

Die erste Wasserstofftankstelle der DB Energie wird Teil eines Gesamtsystems aus Tankstelle, einem von Projektpartner Siemens Mobility neu konstruierten Mireo Plus H-Nahverkehrszug und einer für Wasserstoffzüge fit gemachten Instandhaltung von DB Regio. „Um einen reibungslosen Betriebsablauf gewährleisten und den Zug regelmäßig warten zu können, wird das DB Regio-Werk in Ulm fit für Wasserstoff-Fahrzeuge gemacht“, heißt es dazu bei der DB. „Verantwortlich für die Instandhaltung des Wasserstoff-Zuges werden geschulte Mitarbeiter*innen von DB Regio und Siemens Mobility in den DB Regio-Werken Ulm und Tübingen sein.“

Der klimaneutrale Wasserstoff wird direkt am Einsatzort des neuen Nahverkehrszuges hergestellt. Die Tankstelle, bestehend aus Speicher, Gas- und Pumptechnik, Kühlung sowie Verdichtung für Wasserstoff, ist mobil konstruiert, um schnell weitere Wasserstoffprojekte an der Schiene vorantreiben zu können. Das seit 2020 laufende Verbundförderprojekt unter dem Namen H2goesRail beginnt 2024 den einjährigen Probebetrieb auf der Schiene zwischen Tübingen, Horb am Neckar und Pforzheim.

Jüngst hat der DB-Konzern sein Ziel der Klimaneutralität von 2050 auf 2040 vorgezogen. Alternativen Antrieben und Kraftstoffen kommt dabei große Bedeutung zu, um Dieseltriebzüge im Regionalverkehr zu ersetzen. Vorangetrieben wird auch die Umstellung der Busflotte von DB Regio auf klimafreundliche Kraftstoffe, der Bau neuer Infrastrukturen für Akku-Züge sowie der Einsatz synthetischer Kraftstoffe auf Straße und Schiene.
Mehr Informationen unter: www.deutschebahn.com/h2goesrail und www.deutschebahn.com/mp-gruen.

Im Rahmen des Projekts H2goesRail des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie werden die Deutsche Bahn AG, DB Energie sowie DB Regio mit etwa vier Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich umgesetzt. (red./db/hfs)

Artikel Redaktion Eurailpress
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