EBA: Bögl-Magnetschwebebahn kann zugelassen werden

Schwebebahn
Foto: Max Bögl

Jetzt ist es amtlich: Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) hat für wesentliche Teile des Transport Systems Bögl TSB, einer Magnetschwebebahn mitsamt speziellem Fahrweg, zugesichert, dass diese die Anforderungen erfüllen und damit zulassungsfähig sind.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

Damit kann die Kommerzialisierung des seit zehn Jahren verfolgten Projekts beginnen – als Gesamtangebot, eingeschlossen Planung, den Bau der Trasse und der Züge. „Als nächster Schritt würde dann die Betriebsgenehmigung für eine erste Anwendungsstrecke des Transport Systems Bögl in Deutschland folgen“, erklärte eine Unternehmenssprecherin gegenüber bahn manager.

„Das EBA und die bestellten Gutachter bestätigten nun, dass die getroffenen Annahmen richtig sind, die Unterlagen für die Nachweisführung vollständig sind, die Prüfungen norm- und anforderungsgerecht durchgeführt wurden und keine Bedenken gegen den Betrieb auf den existierenden Erprobungsstrecken bestehen. Aufgrund der kurzen Bauzeit und des hohen Vorfertigungsgrads der Systembestandteile, wäre nach Vorliegen der Baugenehmigung eine Realisierung und Inbetriebnahme des TSB in weniger als zwei Jahren möglich.“

Zuvor sind noch positive Bescheide für die Betriebsleittechnik sowie für einzelne weitere Komponenten zu erlangen.

Über das Transport System Bögl hatte bahn manager bereits am 27. Februar 2020 online berichtet. Der Baukonzern Max Bögl ist überzeugt, damit die zurzeit modernste Lösung für den öffentlichen Personennahverkehr anzubieten. Das System schwebt leise und berührungslos auf einem schlanken Fahrweg, der sich in aufgeständerter, ebenerdiger oder unterirdischer Bauweise gut in urbane Räume einfügt. Dabei passt es sich durch den fahrerlosen, vollautomatischen Betrieb flexibel an den jeweiligen Transportbedarf an und ist rein elektrisch unterwegs.

Bereits im Juni 2020 wurde das erste serienreife TSB-Zwei-Sektionen-Fahrzeug einem Antonov 124-Transportflugzeug zu seinem Einsatzort auf der 3,5 Kilometer langen chinesischen Demonstrationsstrecke in Chengdu gebracht. Dort ist es jetzt in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Partnerunternehmen Xinzhu im Probeeinsatz. Der Fahrweg des Transport Systems Bögl ist mit einem Träger von 1,2 Metern Höhe und 23,5 Metern Länge sehr niedrig und leicht. Gegenüber herkömmlichen Systemen vermeidet das Transport System Bögl die hohen Lasten am Kontaktpunkt Rad-Schiene, die Hauptursache für Vibrationen und Lärm sind. Stattdessen leitet das Transportsystem die Lasten berührungslos gleichmäßig verteilt in den Fahrweg und ist dadurch sehr leise und kommt mit deutlich kleineren Unterbauten für den Fahrweg aus. Das spart nicht nur Rohstoffe und Kosten, sondern ist auch ästhetisch sehr ansprechend.

Im Juli 2020 überzeugte das TSB auch die Jury des Red Dot Award für Product Design. Die Auszeichnung wurde erstmals 1955 vergeben und geht auf den „Verein Industrieform“ zurück, eine Initiative des Leiters der Abteilung für Presse und Werbung der Firma Krupp, Prof. Dr. Carl Hundhausen. Der Verein sollte zu einer schöneren Umwelt beitragen, der Modernisierung und Exportqualifizierung deutscher Konsumgüter dienen und war Teil des Imagewandels von Krupp nach dem zweiten Weltkrieg. 2020 reichten Gestalter und Unternehmen aus 60 Nationen mehr als 6.500 Produkte zum Wettbewerb ein. Dabei wurde das Transport System Bögl (TSB) mit dem Red Dot Award 2020 in der Kategorie Product Design / Züge und Flugzeuge ausgezeichnet. „Innen wie außen begeisterte das innovative Nahverkehrssystem mit einem konsequenten Minimalismus, der die leichte, moderne Anmutung des vollautomatisierten Transportmittels prägt. Mit der Auszeichnung des Red Dot Awards zählt die Firmengruppe Max Bögl zu den Siegern des renommiertesten Designwettbewerbs weltweit“, berichtet Stefan Bögl, Vorstandsvorsitzender der Firmengruppe Max Bögl, der für die Entwicklung des TSB verantwortlich ist. Der Preis ist auch ein großes Lob für die Schweizer Industriedesigner der erfindergeist GmbH, deren Team um den Chefdesigner Christian Keller mit dem Bögl-Team das Fahrzeug entwickelte.

Hervorgehoben wird insbesondere die „Kombination aus moderner Designsprache und Funktionalität“: Für die Fahrzeugfront wurde beispielsweise ein Konzept entwickelt, dass die kompromisslose Integration des Frontausstiegs in die ausdruckstarke Fahrzeugfront integriert. Eine leichte Spoilerstruktur umgibt die Notausstiege an Front und Heck. Die Spoiler lassen sich für Heck- und Frontbetrieb verstellen, was den Luftwiderstand reduziert. Im Innenraum ist die Fahrzeugtechnik kompakt und unsichtbar integriert. Schwebend anmutende Innenausbauelemente vergrößern die Raumwirkung zusätzlich. Auch die Anmutung des Fahrzeugs in Verbindung mit dem Fahrweg war ein wesentlicher Aspekt in der Designentwicklung. Die Formsprache des Fahrzeugs, besonders der Front, wurde harmonisch n den Fahrweg integriert, um eine nahtlose Verbindung zu schaffen. Dabei spielte auch das Material eine wesentliche Rolle. Architektonische Gestaltungsprinzipien, durch welche eine rigide Betonstruktur eine dynamische Anmutung erhält, inspirierten Christian Keller und sein Team ausschlaggebend im Designprozess des TSB.“

Artikel Redaktion Eurailpress
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