Fahrplanwechsel: Mehr Sprinter, Halt auch am Berliner Bahnhof Zoo

Er hält wieder im Bahnhof Zoo – der erste ICE des Winterfahrplans bei der Einfahrt in den Berliner Bahnhof; Quelle: Hermann Schmidtendorf

Der traditionell am Sonntag Mitte Dezember eingeführte Winterfahrplan bringt größere und kleinere Verbesserungen, wie die Wiedergeburt des Berliner Bahnhofs Zoo als Fernbahnhof.. (red./hfs)

Der Vorsitzende des Landesverbands Berlin-Brandenburg des Fahrgastverbands Pro Bahn Peter Cornelius wusste es ganz genau. „Am kommenden Sonntag, dem 12.12.21, wird nach 5679 Tagen (Änderung zum Fahrplanwechsel am 27.Mai 2006 mit der Inbetriebnahme Berlin-Hauptbahnhof!) wieder ein ICE am Bahnhof ZOO halten“, informierte er seine Mitglieder. „Aus Köln kommend kommt der ICE 1159 um 22:13 Uhr auf Gleis 2 im Bahnhof ZOO an.“ Ganz so ernst nahm es dann der Zug doch nicht mit der Pünktlichkeit. Aber knapp 20 Minuten über der Zeit rollte er wirklich heran und hielt auch tatsächlich am ehemaligen „Vorposten der Deutschen Reichsbahn in West-Berlin“.

Der Zug gehört zu den Neuerungen, von denen die Deutsche Bahn zum Fahrplanwechsel zu berichten wusste. Schnellere und häufigere Direktverbindungen sowie mehr ICE sollen zur angestrebten Verkehrswende und zu einem erfolgreichen Klimaschutz beitragen. Dreimal täglich je Richtung sind die neuen Sprinter Berlin-Köln mit unter vier Stunden Fahrzeit etwa 30 Minuten schneller als die stündlichen ICE. Dabei halten die Sprinter aus Berlin Hbf (ab 5:33 Uhr) sowie aus Bonn (ab 17:48 Uhr) auch in Berlin Zoologischer Garten (5:40 Uhr bzw. 22:13 Uhr) und Ostbahnhof (5:21 Uhr bzw. 22:31 Uhr). Der Sprinter aus Bonn (ab 17:48 Uhr) hält außerdem auch am Ostkreuz (an 22:38 Uhr). Auch die bayerische und die Bundeshauptstadt werden durch neue Abendsprinter jeweils ab München Hbf (ab 19:56 Uhr) bzw. Berlin Hbf (ab 20:05 Uhr) in unter vier Stunden mit Zwischenhalten nur in Nürnberg, Erfurt und Halle verbunden.

Pro Bahn: Für Sprinter-ICE am Bahnhof Zoo besteht Bedarf

Klar, dass Pro Bahn den am Bahnhof Zoo haltenden neuen Gast aus Köln-Bonn am Bahnsteig mit einem Plakat und einigen Aktiven begrüßte. „Soweit dies zu beobachten war, war dieser Zug auch schon bei seiner ersten Fahrt in der ersten und zweiten Klasse recht gut besetzt und erfüllt daher, auch in Pandemiezeiten, offenbar einen Bedarf bei den Reisenden“, meinte Pro Bahn-Landeschef Peter Cornelius zum bahn manager.

Auch Frank Jahnke, langjähriges Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses und  stellvertretender Vorsitzender des SPD-Landesfachausschusses für Wirtschaft und Arbeit, strahlte gegenüber dem bahn manager: „Das ist ein großer Tag für uns und die City West. Dafür haben wir über 15 Jahre gekämpft - ich als Wahlkreisabgeordneter, aber auch viele andere. Wir haben hier Menschenketten gemacht 2006, als der Bahnhof von der Bahn abgehängt wurde, weil DB-Chef Mehdorn glaubte, er muss es tun, um den Hauptbahnhof besser kommerziell zu nutzen. Wir haben immer gesagt, für die City West sind die Halte der Fernzüge am Bahnhof Zoo entscheidend. Aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch für die Bevölkerung, auch für die Studentinnen und Studenten der TU gleich nebenan. Auch für die IHK gleich um die Ecke, für den Tourismus. Wir haben hier ein Zentrum des Tourismus, und da kommt einfach ein Halt im Bahnhof Zoo Hunderttausenden von Berlinerinnen und Berlinern und all den Touristen zugute.“

Der Koalitionsvertrag der neuen Ampel-Regierung sieht vor, den Bereich Station und Service aus der Pflicht der Deutschen Bahn zur Gewinngenerierung zu befreien. Würde eine gemeinnützige Orientierung der Bahnhofsverwaltung die Versuchung verringern, die Vermarktung von Ladenflächen in einem Bahnhof gegen die Fernverkehrshalte in einem anderen Bahnhof auszuspielen? Frank Jahnke: „Ja natürlich. Dann könnten solche bahnfremden Betrachtungen tatsächlich eine geringere Rolle spielen. Was gut wäre, da wir ja verkehrspolitisch den Bahnhof Zoo betrachten, nicht als Handelszentrum.“

Der Berliner SPD-Bahnexperte Dr. Jürgen Murach lobte gegenüber dem bahn manager noch einen weiteren Fernverkehrshalt am Bahnhof Zoo: „Es gibt jetzt auch einen nächtlichen ICE, der über Magdeburg nach Hagen fährt.“ Die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB setzen in Berlin einen Nachtzug von Berlin-Charlottenburg nach Breslau, Wien und Budapest ein - wird dieser Zug vielleicht im nächsten Fahrplan auch am Zoo halten? Im Berliner Fokus sind auch die polnischen Staatsbahnen PKP, so Dr. Murach: „Wir haben auch mit der PKP Intercity Gespräche geführt und sie darauf hingewiesen, dass sehr viele polnische Institutionen hier in der Nähe sind, auch die polnische Botschaft. Und die Züge nach Warschau, nach Danzig, die werden in Grunewald gewartet und fahren leer durch den Bahnhof Zoo, so dass es keine betrieblichen Einschränkungen gibt, wenn der Berlin-Warszawa-Express hier auch hält.“

Das konnte der bahn manager selbst beim Warten auf den ICE-Sprinter beobachten – ein polnischer Warschau-Express durchfuhr den Bahnhof Zoo ohne Halt. Zeit dafür wäre auf dem entsprechenden Gleis durchaus gewesen. Dr. Murach: „Es ist natürlich heute so, dass durch den steigenden Berufspendlerverkehr einige Halte der ICE-Züge schwierig geworden sind, durch die vielen Verstärkerzüge. Aber wir fordern deshalb, dass das neue europäische Zugsicherungssystem ETCS auf der Stadtbahn eingebaut wird. Dadurch würde sich die Kapazität um 30 Prozent erhöhen, und wir hätten keine Schwierigkeiten mehr, dass alle ICE-Züge im Bahnhof Zoo halten.“

ICE-Angebot wird ausgeweitet

Zu den weiteren Änderungen im Winterfahrplan gehört, dass die DB – wie sie betont, planmäßig - mit der Modernisierung der ICE-Strecke Berlin-Hamburg fertig wurde. Damit gibt es zwischen den Metropolen jetzt wieder Reisezeiten ab 1 ¾ Stunde, und das mit 60 Fahrten pro Tag. Dabei werden fast alle Fahrten auch weiter nach Erfurt/München beziehungsweise Dresden geführt. Neu ist auch eine zusätzliche ICE-Fahrt frühmorgens aus München über Augsburg, Nürnberg, Bamberg, Erfurt, Halle und Bitterfeld mit Ankunft in Berlin Hbf um 10:25 Uhr. Das Ostseebad Warnemünde ist künftig ganzjährig täglich mit einem Intercity umsteigefrei zum Beispiel aus Leipzig, Halle, Magdeburg, Stendal, Ludwigslust und Schwerin erreichbar, bislang gab es das nur im Sommer beziehungsweise am Wochenende.

Neu umsteigefrei bis auf die Insel Rügen fährt auch ein ICE-Zugpaar auf der Strecke Binz–Stralsund–Hamburg–Hannover–Frankfurt–Karlsruhe: täglich um 8:26 Uhr vom Ostseebad Binz beziehungsweise neu montags bis samstags nach Binz (Ankunft 17:21 Uhr). Ein täglicher ICE wird auch neu umsteigefrei zum Beispiel aus Köln, Düsseldorf und Hannover angeboten – mit Ankunft im Ostseebad Binz um 19 Uhr. An Samstagen fährt ein ICE vom 2. April bis 29. Oktober 2022 um 7:46 Uhr von Berlin Hbf über Greifswald und Stralsund nach Binz (11:31 Uhr). Retour fährt der ICE vom 14. Mai bis 1. Oktober 2022 um 18:19 Uhr ab Binz nach Berlin Hbf (an 22:11 Uhr)

Artikel Redaktion Eurailpress
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