Gewerkschaft EVG fordert von der DB eine tragfähige Strategie

Klaus Dietert Hommel
Foto: EVG

Die Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft EVG hat die Deutsche Bahn AG aufgefordert, umgehend eine tragfähige Strategie zur Überwindung der Corona-bedingten wirtschaftlichen Schäden im Unternehmen zu entwickeln.

Der designierte Vorsitzende der EVG Klaus-Dieter Hommel erklärte, dass die bestehende Mittelfristplanung der DB möglicherweise angepasst werden muss, um die Auswirkungen der Pandemie abfedern zu können. "Dabei muss ein besonderes Augenmerk auf die Sicherung der Arbeitsplätze gerichtet werden; jetzt und in Zukunft", so Hommel. "Das Ziel muss sein, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auch unter dauerhaft veränderten Bedingungen Mobilität auf der Schiene und im Bus gewährleisten. Nur so wird es gelingen, die Klimaziele, auf die Deutschland sich verpflichtet hat, zu erreichen."

Ihre Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Agieren der DB-Führung hatte die EVG bereits Anfang Juli des Jahres deutlich gemacht. Deutliches Zeichen dafür war, dass der EVG-Vorstand ein Gespräch mit der Deutschen Bahn vertagte, das am 3. Juli stattfinden sollte. „Unser Eindruck hat sich bestätigt, dass die Probleme der Deutschen Bahn so grundsätzlich sind, dass es ausführlicher und grundlegender Verhandlungen bedarf, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Wir sind dazu bereit und fordern sowohl den Bahnvorstand wie auch den Eigentümer auf, mit uns dazu umgehend in einen vertiefenden konstruktiven Dialog zu treten“, hatte damals EVG-Vorstandsmitglied Kristian Loroch deutlich gemacht und hinzugefügt: „Jetzt geht es ums Ganze, insofern müssen die Gespräche auf eine andere Ebene gehoben werden. Dabei gilt es, die gesamte Verkehrsbranche im Blick zu haben.“

Offenbar haben die Gewerkschafter den Eindruck, angesichts der großzügigen staatlichen Hilfe für die finanziell angeschlagene DB wolle sich die DB-Führung zu sehr in einem „weiter so wie immer“ üben. Der Hinweis auf die „gesamte Verkehrsbranche“ greift Kritiken verschiedener politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Gruppen auf, die eine gleichberechtigte Unterstützung auch der Nicht-DB-Verkehrsunternehmen anmahnen. Auch wenn die Mitarbeiter*innen der DB-Unternehmen einen wichtigen Teil der EVP-Mitglieder darstellen, möchte die Gewerkschaft offenbar doch vermeiden, deshalb als zu nah am Führungskurs der DB zu erscheinen. Dieser benötige dringend eine Anpassung an die aktuelle Lage. Klaus-Dieter Hommel: "Ich fürchte, dass es noch lange dauern wird, bis die alten Fahrgastzahlen erreicht sind, deshalb ist er wichtig, jetzt Konzepte zu erarbeiten, die einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen, ohne dass es zu einem Stellenabbau kommt."

Wenn nicht bei den Mitarbeiter*innen an der Basis, in der direkten Produktion, gespart werden soll, müssten wohl die Spitze verschlankt werden. Der DB-Vorstand hatte im Rahmen des „Bündnisses für unsere Bahn“ zwar versichert, lange geforderte Strukturreformen zu prüfen, doch war bislang nichts Konkretes davon zu hören.

Gleichzeitig forderte Hommel den Bund als Eigentümer der Deutschen Bahn auf, konsequent zu seinen sich aus dem "Bündnis für unsere Bahn" ergebenden Verpflichtungen zu stehen. "Angesichts der roten Zahlen, die in der Halbjahresbilanz ausgewiesen sind, war es die richtige Entscheidung, dieses Bündnis zu initiieren. Damit ist es uns gelungen, die bestehenden Beschäftigungsbedingungen zu halten und das Unternehmen auf Zusagen, hinsichtlich Investitionen und Neueinstellungen, zu verpflichten. Jetzt wird es darauf ankommen, in Tarifverhandlungen Sorge dafür zu tragen, dass sich die augenblickliche Situation nicht nachteilig auf die Beschäftigten auswirkt. Das gilt sowohl für die DB AG und den Busbereich als auch für die Eisenbahnverkehrsunternehmen im Schienenregionalverkehr", erklärte Klaus-Dieter Hommel.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

Artikel Redaktion Eurailpress
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