Güterverkehr: Hafen-Hinterland-Ausbau und neue Kundenmärkte als Wachstumsfaktoren

Mit gezielten Maßnahmen können Häfen mehr Güter vom Schiff auf die Schiene statt auf den Lkw bringen; Quelle: HHLA / Thies Rätzke

Der Ausbau von Hafen-Hinterland-Verkehren, gezielte Investitionen in die wichtigsten Güterkorridore und die Akquise neuer Kundenmärkte sind entscheidende Wachstumsfaktoren für den Schienengüterverkehr (SGV). Das zeigt eine Analyse des Beratungsunternehmens McKinsey.

Um das EU-Verlagerungsziel, den Marktanteil des SGV bis 2030 in der EU zu verdoppeln und eine Verkehrsleistung von knapp 1 Bio. tkm zu erreichen, müssen die tkm um rund 6 % pro Jahr steigen. Tendenziell ging der Anteil der Schiene am Modal Shift im Güterverkehr in Europa allerdings eher zurück. Beispiele zeigten allerdings, dass mit den genannten Maßnahmen in einigen Regionen auch Wachstum erzielt werden konnte: So wird landseitig mehr als jeder zweite Container am Hamburger Hafen per Schiene angeliefert oder abgeholt, was beträchtliche Mengen an Hafen-Hinterland-Verkehren auf der Schiene bringt. Als Erfolgsfaktoren identifizieren die Studienautoren unter anderem die Zusammenarbeit des Infrastrukturbetreibers mit anderen Unternehmen, die gezielte Beseitigung infrastruktureller Flaschenhälse auf dem Hafengelände und den Ausbau der Streckeninfrastruktur ins Landesinnere. Die bislang niedrigen Schienenanteile anderer großer Häfen böten großes Potenzial.

Empfehlenswert ist laut Studie auch die gezielte Investition in Korridore mit hohem Beförderungspotenzial. Genannt wird etwa die Verbindung Portugal/Spanien – Frankreich – Deutschland/Belgien/Niederlande. Auf der Straße würden rund 40 Mrd. tkm in Frankreichgefahren, die Transporte haben oft eine Distanz von über 500 km. Diese langen Strecken sind ein „sweet spot“ für den SGV. Könnte nur die Hälfte dieser Transporte auf die Schiene verlegt werden, stiege der Schienenanteil am Modal Shift in Frankreich um 5,5 Prozentpunkte auf 14,2 %. Als sinnvoll könnte sich ein Ausbau des 1435-mm-Netzes in Spanien erweisen, um den spurgleichen Verkehr auf dem gesamten Korridor.

Als Kundenmärkte mit Wachstumspotenzial identifiziert die Studie Holz, wo durch Transportverlagerung auf für den Schienengüterverkehr geeignete Distanzen etwa 14 bis 15 Mrd. tkm zusätzlich für die Schiene gewonnen werden können. Außerdem könnten Batterien für Elektrofahrzeuge für einen Transport per Bahn geeignet sein. DB Cargo und Mercedes-Benz etwa eröffneten kürzlich ein Logistikzentrum für die E-Auto-Batterieanlieferung ans Mercedes-Benz-Werk Bremen. Bei der heutiger Produktionsmenge von rund 20 Mio. E-Autos pro Jahr wären 5 Mrd. tkm zusätzliche Verkehrsleistung für die Schiene denkbar. Auch hier sind zielgruppenspezifische Investitionen notwendig, zum Beispiel in die Strecken- und Gleisanschlussinfrastruktur in Regionen mit besonders vielen geeigneten Unternehmen. (jgf)

Artikel Redaktion Eurailpress
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