Personalkarussell beendet: Neue Keolis-Chefin ist Marie-Ange Debon

Foto: SNCF

Mit der Wahl von Marie-Ange Debon als CEO und Jérôme Tolot als Direktor, ab dem 1. Januar 2021 auch als Vorsitzender des Aufsichtsrats, ist vorerst das Stühlerücken bei Keolis, der Auslandstochter der französischen Staatsbahn SNCF, beendet.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

Die Management-Verschiebungen waren nötig geworden, nachdem der vorherige Keolis-CEO Patrick Jeantet, so der Online-Dienst ville-rail-transports.com, am 2. Juni 2020 „brutal von seinem Posten verdrängt wurde“. bahn manager hatte online am 3. Juni berichtet. Als Grund für Jeantets Entlassung waren Differenzen über die Entwicklungsstrategie des Unternehmens angegeben worden. Eher dürfte es sich wohl um einen Ausfluss der Rivalität zwischen Jeantet und dem neuen SNCF-Präsidenten Jean-Pierre Farandou gehandelt haben. Dieser war zuvor Keolis-Chef – nachdem 2016 Jeantet und nicht Farandou die Leitung des Schieneninfrastrukturunternehmens SNCF Réseau übernehmen durfte. Umgekehrt hatte sich zuletzt vergeblich Jeantet um den Posten als Nachfolger von Guillaume Pepy als Chef der SNCF beworben. Jetzt ist er zunächst einmal ganz aus dem Spiel.

Die neue Keolis-Chefin Marie-Ange Debon ist Absolventin der Wirtschaftshochschule HEC École des hautes études commerciales in Paris sowie der Pariser Staats- und Wirtschaftskaderschmiede ENA, also eine „Énarque“, so die französische Umgangssprache. Sie war vier Jahre lang Magistrat am Rechnungshof, dessen Leitung im Juni 2020 der frühere französische Minister und EU-Kommissar Pierre Moscovici übernahm. Debon war auch zwischen 1994 und 1998 stellvertretende Generaldirektorin des Fernsehsenders France 3 sowie bis März 2020 stellvertretende Generaldirektorin der Suez-Gruppe. Dort lernte sie den jetzt zum Direktor und designierten Aufsichtsratsvorsitzenden von Keolis avancierten Jérôme Tolot kennen. Er war Direktor und CEO von Suez Energie Services (jetzt Engie Energie Services). Marie-Ange Debon ist auch Vizepräsidentin der Arbeitgebervereinigung Medef International.

Neue Generaldirektorin von Keolis Lyon wird Laurence Eymieu, die zuvor 4 Jahre bei RATP und 10 Jahre bei SNCF arbeitete. Seit 2016 war sie stellvertretende Generaldirektorin bei Keolis „Grand Urbain“, der Abteilung für städtische Verkehrsnetze. Laurent Verschelde tritt in dieser Funktion die Nachfolge von Laurence Eymieu an und tritt als solcher dem Generaldirektorat der Gruppe bei. "Er wird die Tochtergesellschaften beaufsichtigen, die für den Betrieb der städtischen Verkehrsnetze von Ballungsräumen und Ballungsräumen mit 200.000 bis 400.000 Einwohnern verantwortlich sind", heißt es bei Keolis. Seit 2018 ist er Regionaldirektor für den Südosten Frankreichs, nachdem er 2013 zur Keolis-Gruppe gestoßen war. Auch er war zuvor für SNCF tätig.

Nathalie Juston, die bis dahin Personalleiterin bei der SNCF SA war sowie verantwortlich für das Bahnhofsmanagement bei SNCF Gares & Connexions, wird ab dem 1. Januar 2021 Laurent Verschelde ablösen. Sie wird für die Überlandaktivitäten und städtischen Netzwerke mittelgroßer Städte in den Regionen Bourgogne-Franche Comté, Auvergne-Rhône-Alpes und Süd verantwortlich sein. Das sind 39 städtische und städtische Tochtergesellschaften. Pierrick Poirier, der seit 2017 Geschäftsführer von SETRAM (einem Joint Venture von RATP Dev und dem algerischen Staat) war und für den Betrieb der algerischen Straßenbahnen verantwortlich ist, wird seinerseits zum Geschäftsführer von Keolis Bordeaux Métropole ernannt. Seine Karriere begann bei Keolis 1986. Er ersetzt Eric Moinier, der selbst als Projektleiter in das internationale Management von Keolis eintritt.

Keolis gehört zu 70 Prozent der SNCF und zu 30 Prozent dem Renten- und Versicherungsfonds der kanadischen Provinz Quebec Caisse de dépôt et placement du Québec, abgekürzt CDPQ. Die CDPQ ist auch mit 30 Prozent an dem Unternehmen Bombardier Transportation beteiligt, das durch den französischen Bahnhersteller Alstom übernommen werden soll. CDPQ wird nach dieser Übernahme zum größten Anteilseigner von Alstom.  Denn am 17. Februar 2020 hatte der Investor den Abschluss einer Vereinbarung mit Alstom bekanntggeben, die derzeitige Beteiligung an Bombardier Transportation in Aktien von Alstom umzuwandeln. CDPQ kündigte außerdem eine zusätzliche Investition von 700 Millionen Euro in Alstom an. Dadurch wird CDPQ abhängig von den Finanzierungs- und Abschlussbedingungen einen Anteil von rund 18 Prozent an Alstom halten. Aus diesem Grund wird CDPQ dann auch zwei Vertreter im Verwaltungsrat von Alstom sowie einen Beobachter im Verwaltungsrat ernennen.

 

 

Artikel Redaktion Eurailpress
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