Siemens gewinnt Milliardenauftrag für Hochgeschwindigkeitszüge in Ägypten

Weltrekorde in Ägypten für „سيمنز“ = Siemens: Nach erfolgreicher Abwicklung des größten Einzel-Auftrags in der 1847 begründeten Konzern-Geschichte, dem Bau von drei weltgrößten Gaskraftwerken, darf der Konzern jetzt eine Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke ausrüsten und auch die Züge liefern.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

Das Bahnprojekt hat einen Umfang von 23 Milliarden Dollar, vermeldete am 14. Januar 2021 das Arabisch sprachige Webportal alarabiya.net. Wie mehrere Quellen berichten, erhält Siemens von diesem Volumen sieben Milliarden Dollar, umgerechnet etwa 5,8 Milliarden Euro. Die faz will von 3 Milliarden Euro erfahren haben. Al Arabiya berichtet mit Bezug auf das Reuters-Büro in Kairo: „In einer Erklärung teilte das ägyptische Kabinett mit, Ägypten habe mit der deutschen Firma Siemens ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, um eine 23-Milliarden-Dollar-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Ostägypten und der Nordküste einzurichten. Die elektrische Eisenbahnlinie wird von Ain Suchna am Roten Meer bis zur neuen Stadt El Alamein an der Nordküste verlaufen und durch die neue Verwaltungshauptstadt führen, die östlich von Kairo errichtet wird.“

Die neue Verwaltungshauptstadt entsteht etwa 50 Kilometer östlich von Kairo auf einer Gesamtfläche von 700 Quadratkilometern. Ägyptens Präsident Abd al Fattah as-Sisi soll dort nach derzeitigen Planungen seinen neuen Amtssitz ab Juni 2021 beziehen. Dann sollen auch weitere Behörden das neue Regierungsviertel beziehen. Die neue Bahnlinie mit einer Gesamtlänge von etwa 1000 Kilometern verbindet Ain Suchna im Osten mit der Stadt New Alamein am Mittelmeer. Partner bei dem in Anwesenheit von Premierminister Dr. Mustafa Madbouly sowie der Siemens-Chefs Joe Kaeser und Roland Busch geschlossenen Abkommen ist für das ägyptische Verkehrsministerium die Nationale Behörde für Tunnel, berichtet Al Arabiya. Unterwegs führt die Bahnlinie über den derzeitigen Bahnhof von Alexandria und die Stadt Burj Al Arab. Ein Richtungsstrang sei 460 Kilometer lang und umfasse 15 Bahnhöfe, die Höchstgeschwindigkeit betrage 250 km/h.

Das Ägyptisch sprachige Onlineportal masrawy.com nennt folgende Stationen: Ain Suchna - Verwaltungshauptstadt - 15. Mai - Muhammad Naguib - Süd-Gizeh - Oktobergärten - Oktober - Sadat - Wadi Natrun - Nubarien - Burj Al Arab - Alexandria - Amiriya - Hammam - El Alamein. Außerdem würden drei Stationen neu gebaut: Al-Moshir-Tunnel, Al-Dabaa-Achse und Al-Ameed.

Das Online-Portal skynewsarabia.com berichtet ergänzend: „Nach der Unterzeichnung erklärte der Verkehrsminister, dass dieses Abkommen "nach langen Verhandlungen zustande kam, die endeten, nachdem die Vertreter des Unternehmens mit Präsident Abd al Fattah as-Sisi zusammentrafen. Die beiden Parteien einigten sich auf hervorragende Bedingungen, hatten eine andere Vorstellung vom Betrieb als das alte Eisenbahnsystem und die weltweit höchsten Spezifikationen." Er erklärte, dass "es keine Kreuzungen gibt, wie dies bei den derzeitigen Eisenbahnen der Fall ist", und betonte, dass dieses Projekt "die Tiefe der ägyptisch-deutschen Beziehungen im Rahmen der Bereitschaft des Präsidenten widerspiegelt, diese Beziehungen in allen Bereichen zu aktivieren.“

Al Arabiya zitiert außerdem, dass laut Verkehrsminister Ingenieur Kamel Al-Wazir „die Arbeiten zur Bodenerforschung, Vermessung und Routenplanung abgeschlossen seien und die Arbeiten an der Implementierung von Brücken, Industriearbeiten für das Gleis sowie Stationen und Zäunen von großen ägyptischen Unternehmen, die auf diese Bereiche spezialisiert sind, sowie Industriearbeiten an Straßen, die sich mit dem Gleis kreuzen, im Gange seien. Während das deutsche Unternehmen im Zusammenhang mit diesen Arbeiten mit den Arbeiten an Signalen, Kommunikations-, Steuerungs- und elektrischen Systemen beginnen wird, werden neben der Herstellung und Lieferung von 34 Personenzügen und 10 Lokomotiven auch die Arbeiten durchgeführt. Es ist geplant, die gesamte Projektumsetzung innerhalb von zwei Jahren ab dem Datum der Aktivierung des unterzeichneten Vertrags abzuschließen.“

Deutsche Quellen vermelden unter Berufung auf „Verhandlungskreise“, dass sich um das Projekt auch die Anbieter XI/CRRC aus China sowie Alstom aus Frankreich beworben hätten.  Die deutsche Bundesregierung habe das Münchner Unternehmen „erheblich unterstützt“. Sicher scheint die Absicherung durch Hermes-Bürgschaften zu sein.

Artikel Redaktion Eurailpress
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