Reaktion auf Kritik an CRRC-Beschaffung: „Europäische Bahnindustrie ist ein Oligopol“
Die Ankündigung der österreichischen Westbahn zum bevorstehenden Einsatz von vier neuen Doppelstockzügen des chinesischen Herstellers CRRC hat teils erhebliche Kritik insbesondere mit Blick auf die industriepolitische Komponente ausgelöst.
Darauf reagierte das Management des Unternehmens nun seinerseits mit umfassender Kritik an der Marktsituation: „Derzeit gibt es keinen funktionierenden Wettbewerb in der europäischen Bahnindustrie. Auf dem europäischen Markt für Schienenfahrzeuge herrscht ein Oligopol weniger Zughersteller", so das Unternehmen. „Wer heute Züge kaufen will, hat kaum Wahlmöglichkeiten, wartet Jahre und zahlt dafür einen horrenden Preis, der durch den verknappten Wettbewerb diktiert wird.“ Im EU-Bahnmarkt gäbe es nur zwei große Hersteller in Frankreich bzw. Deutschland „und einen aufstrebenden Anbieter aus der Schweiz“. Gemeint sein dürften Alstom, Siemens und Stadler. Diese Hersteller seien durch Aufträge „in Milliardenhöhe für die nächsten Jahre voll ausgelastet. ... Dieses Marktversagen zwingt Bahnbetreiber, nach Alternativen Ausschau zu halten.“ Die Folgen – teure Züge, mangelnde Innovationen und lange Lieferzeiten - träfen nicht allein die Westbahn, sondern alle Eisenbahnverkehrsunternehmen und damit auch die Fahrgäste, heißt es. Den Markteintritt von CRRC als „Dammbruch“ zu bezeichnen, sei „sachlich falsch und wirtschaftlich kurzsichtig“. Die Anzahl von vier Zügen sei im Gesamtmarkt auch unbedeutend. Vielmehr liege darin eine Chance: „Nur durch Wettbewerb entstehen kürzere Lieferzeiten, technische Weiterentwicklung und faire Preise.“ Dagegen führten „politische Einflussnahme und Marktabschottung“ zu „Stillstand“. (fm)