Bombardier Deutschland: Auf Michael Fohrer folgt Marco Michel
Personalwechsel beim Bahn-Hersteller Bombardier Transportation: Als Deutschlandchef tritt nach Michael Fohrer zum 15. Juli 2020 Marco Michel an, zunächst kommisarisch.
Korrekt heißt die Positionsbezeichnung „Präsident der Region Mittel-, Osteuropa und Israel“ (CEI). Zum Rücktritt Michael Fohrers teilt das Unternehmen mit, ausschlaggebend seien persönliche Gründe gewesen sowie Karrieremöglichkeiten außerhalb des Unternehmens. Fohrer war seit 2008 bei Bombardier Transportation tätig und wurde 2016 Vorsitzender der deutschen Geschäftsführung. Er hatte sich in der Branche Anerkennung erworben, was auch durch seine Ernennung zum Präsidenten des Verbands der Deutschen Bahnindustrie e.V. zum Ausdruck kam.
Marco Michel war bislang bei Bombardier Transportation Chief Operating Officer (COO) Region CEI & EMEAI, also zuständig für das operative Geschäft der Region Mittel-, Osteuropa und Israel sowie für die Region Europa, Naher Osten, Afrika und Indien. Er kam 2017 zum Unternehmen, nachdem er einen umfangreichen Karriereweg bei Siemens absolviert hatte. Marco Michel verfügt über Abschlüsse in Marketing und Finanzen der Heriot-Watt University (Schottland), Ingenieurwesen der Universität Karlsruhe und Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Offenburg (Deutschland).
Danny Di Perna, Präsident von Bombardier Transportation, dankte dem scheidenden Michael Fohrer mit den Worten:
"Michael ist eine hoch angesehene Führungspersönlichkeit. Ich möchte ihm für seine positiven Beiträge zu Bombardier Transportation in den vergangenen zwölf Jahren, seine starke Führungsrolle für unser Unternehmen in Deutschland sowie in den Regionen Mitteleuropa und Israel danken und wünsche ihm alles Gute für seine Zukunft."
Auf den neuen Bombardier Deutschland-Chef wartet sofort ein „heißes Eisen“: Die geplante Fusion der Bahnkonzerne Bombardier und Alstom bringt die deutschen Gewerkschaften auf die Barrikaden. Für Donnerstag, 16. Juli 2020, hat die Gewerkschaft IG Metall wegen dieser Pläne zu einem europaweiten Aktionstag zum Erhalt der Arbeitsplätze aufgerufen. "Bei den Beschäftigten von Bombardier Transportation ist fünf Monate nach der Ankündigung der Übernahme durch Alstom die Unsicherheit immer noch sehr hoch", teilte dazu die Gewerkschaft mit. „Die Beschäftigten und Gewerkschaften fordern die Unternehmensleitungen von Bombardier und Alstom auf, alle Arbeitsplätze und alle europäischen Standorte zu sichern und sich zu echten Garantien zu verpflichten.“
Doch das könnte schwierig werden. Denn um die notwendige Zustimmung der EU-Wettbewerbskommission zur Fusion zu bekommen, müssen die Fusionisten Zugeständnisse in drei durch die Kommission vorgebrachten Problembereichen machen: der Marktmacht in der Signaltechnik, bei Hochgeschwindigkeitszügen und bei Intercity- und Regionalzügen. Deshalb hat Alstom unter anderem angeboten, das französische Werk Reichshoffen im Elsass zu veräußern, den Regionaltriebzug Talent 3 von Bombardier samt Produktionslinie in Hennigsdorf bei Berlin zu verkaufen und die Partnerschaft mit Hitachi in der Joint Venture Zefiro für Hochgeschwindigkeitszüge zu beenden.
Am 16. Juli soll die EU entscheiden, ob diese Zugeständnisse ausreichen oder ob eine weitere, wohl vier Monate dauernde vertiefende Prüfung eingeleitet wird, die möglicherweise weitere Auflagen bescheren würde. Der Wert der Fusion wird durch Analysten mit bis zu 6,2 Milliarden Euro angegeben. Alstom werde in bar und in Aktien bezahlen, hieß es - Ziel ist es, einen Bahntechnik-Konzern mit etwa 15 Milliarden Euro Umsatz zu schaffen. In einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ wollte Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge, der durch die Fusion Einsparungschancen von 400 Millionen Euro jährlich für möglich hält, keine Stellengarantien aussprechen: Die Auslastung der Werke „wird davon abhängen, wie wir Aufträge gewinnen.“ Das Geschäft, so die Hoffnung bei Alstom und Bombardier, soll im ersten Halbjahr 2021 abgeschlossen sein.
Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager