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Bombardier: Partnerschaft mit Alstom oder Hitachi?

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Foto: Lorenzo Savino

Nach Angaben der Informationsdienste Bloomberg und Reuters sucht der kanadische Flugzeug- und Bahnhersteller Bombardier die Kooperation oder auch Fusion mit den Bahnbereichen des französischen Herstellers Alstom oder Japans Hitachi.

Von Hemann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

Bloomberg zitiert „mit der Angelegenheit vertraute Personen“, denen zufolge Gespräche zwischen Bombardier und Alstom bereits seit Mitte 2019 liefen. Bombardier hält derzeit 9 Prozent am europäischen Bahnmarkt, deshalb müsste eine solche Fusion durch die Europäische Kommission akzeptiert werden. Die zuvor angestrebte Bahnfusion Alstom-Siemens war vor etwa einem Jahr durch die EU-Kommission wegen möglicher Marktbeherrschung blockiert worden.

Da die Position der EU im Fall einer Fusion mit Alstom unklar sei, arbeitet Bombardier mit Hilfe der Investmentbanken UBS und Citi seit Monaten auch an einer möglichen Fusion mit dem japanischen Konkurrenten Hitachi, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters „Insider“. Hitachi ist derzeit nur mit nennenswerten Bahnlieferungen in Großbritannien aktiv und dürfte bei der EU-Kommission deshalb auf wenig Widerstand als Bombardier-Partner stoßen.

Die Merger-Spekulationen trieben in Toronto die Bombardier-Aktien um 4,5 Prozent nach oben, Alstom-Papiere erreichten mit einer Steigerung um 2 Prozent ihr Zehn-Jahres-Hoch. Zuletzt hatte Bombardier seine Aktionäre durch eine Gewinnwarnung beunruhigt, die mit wahrscheinlichen Abschreibungen auf das A220-Flugzeugprojekt mit Airbus sowie Belastungen von 350 Millionen Dollar wegen eines Zugprojekts in Großbritannien, Problemen mit der Doppelstock-Zuglieferung an die SBB sowie mit höheren Kosten in Deutschland begründet worden war.

Im 2019 hatte die Deutsche Bahn einzelne Schweißnähte an Wagenkästen neuer ICE 4-Züge kritisiert und zeitweilig die weitere Abnahme von Zügen verweigert. Verantwortlich soll ein einzelner Schweißer des Bombardier-Zulieferwerks im polnischen Wrocław gewesen sein, der inzwischen entlassen wurde. Ende Januar 2020 lehnte die DB die Abnahme von 25 Doppelstock-IC2-Zügen ab, bis Bombardier auftauchende Probleme mit dem Betriebssystem abstelle. Von den technischen Mängeln betroffen ist offenbar die aktuelle zweite Bauserie des Zuges. Noch im Februar vergangenen Jahres hatte die Bahn laut „Spiegel“ auftauchende Probleme als "nicht gravierend und bei der Einführung neuer Fahrzeuge alles andere als ungewöhnlich" bezeichnet. Es handelt sich offenbar um kein Sicherheitsproblem.

Artikel Redaktion Eurailpress
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