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Corona-gebeutelte Event-Branche sucht sich neues Wirkungsfeld: Videokonferenzen

Die Staatskanzlei Brandenburg lädt für den Folgetag zu einer Pressekonferenz mit Ministerpräsident Woidke zu Anti-Corona-Beschlüssen ein.

13. März, 9:10 – bahn manager schlägt der Staatskanzlei per Mail vor, aus Sicherheitsgründen die PK per Videokonferenz durchzuführen. 12:15: Die Staatskanzlei informiert, dass sie die PK ab etwa 16 Uhr „in einem Live-Stream auf twitter.com/stk_brandenburg“überträgt.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

bahn manager weiß nicht, ob die Ankündigung der Videokonferenz auf den Wunsch unserer Redaktion zurückgeht. Entscheidend ist, dass dieses Angebot gemacht wird. Politiker*innen müssen beraten, entscheiden und darüber berichten. Aber warum sollen sie sich ohne Not dem Risiko aussetzen, hustenden Journalisten gegenüberzusitzen!

Nicht jede Behörde, Firma oder Vereinigung hat jedoch das technische Know How, um mit eigenen Konferenzen per Internet Corona-bedingt die normale „Präsenz-Kultur“ zu minimieren. In diese Bresche springen jetzt Event-Firmen, die bislang beispielsweise bei Konzerten oder Konferenzen für die technische Durchführung sorgten. Zum Beispiel die Berliner Eventnet GmbH, die Virus-bedingt für die kommenden drei Monate fast alle Aufträge verlor.

„Mobilfunk ist ein geteiltes Medium. Bei Events sind zu viele Menschen an einem Ort, die sich alle das Internet an einem Sendemast teilen. Das Ergebnis: Gäste können plötzlich nicht mehr surfen, und Eventmanagern droht ein Kollaps der digitalen Dienste, über die sie die Event-Abwicklung organisieren”, berichtet gegenüber bahn manager Maximilian Pohl, Gründer der Eventnet GmbH. Aus diesem Grund hatte sich seine Firma bereits früher auf den Aufbau unabhängiger sogenannter High-Density-WLAN-Systeme bei Veranstaltungen und andere digitale Event-Dienste ausgerichtet. Diese Kenntnisse kommen ihm jetzt zu Gute.

„Die Präsenzkultur stellte schon vor Corona für viele eine Herausforderung dar, die noch andere Verpflichtungen haben oder schlicht weniger mobil sind. Jetzt sind wir plötzlich dazu gezwungen, die Möglichkeiten der digitalen Welt auszuschöpfen und New Work-Ansätze wie Home Office und Video-Konferenzen kollektiv umzusetzen“, meint Jung-Unternehmer Pohl. „Jetzt heißt es, sich den gesundheitlichen Notwendigkeiten zu stellen, aber nach Möglichkeit wirtschaftlichen Schaden abwenden undVeranstaltungen trotz Corona durchführen – mit Digitaltechnik.“ Dafür hat Pohl ein Video-Konferenz-System konzipiert, dass es ohne aufwendige Konfiguration ermöglicht, Veranstaltungen mit bis zu 150 Teilnehmern und mehr schnell und unkompliziert in den virtuellen Raum zu verlegen. Eventnet gelingt dies durch ein Paket aus speziellen Mikrofonen, Konferenzkameras und einem Laptop mit vorinstalliertem System, das sich unmittelbar einsetzen lässt. Pohl: „Während herkömmliche Systeme vor allem kleinere Teilnehmergruppen virtuell vernetzen können, erlaubt es die von Eventnet entwickelte Lösung, große Veranstaltungen mit bis zu 150 Teilnehmern online umzusetzen. Unser System bietet auch Echo-Unterdrückung und Raumklang – denn die Konferenzteilnehmer möchten mit Teilnehmern an entfernten Orten so natürlich sprechen, als säßen sie neben ihnen.“

Derartige Angebote dürften in der Tat hilfreich sein, um wirtschaftliche und politische Prozesse zumindest leidlich aufrechtzuerhalten. Letzte Meldungen: Der Zugverkehr nach Tschechien wurde komplett abgesagt, Slowakei zieht nach, Italien auch. Polen lässt noch Reisende ins Land, doch alle – auch Zugpassagiere – sollen sich vor der Weiterfahrt einer Temperaturkontrolle unterziehen und einen Fragebogen ausfüllen. Auch in Österreich, der Schweiz und Deutschland werden immer mehr Kleinveranstaltungen und Meetings abgesagt. Gesundheit geht vor – doch die Kommunikation sollte weitergehen!

Artikel Redaktion Eurailpress
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