Die 1000. VECTRON-Lokomotive von SIEMENS geht nach Dänemark
Durch einen neuen Vertrag mit den Dänischen Staatsbahnen (DSB) wurden jetzt insgesamt 1003 elektrische Vectron-Lokomotiven an 49 Kunden in 16 Ländern verkauft, der erste Vectron wurde im Jahr 2012 ausgeliefert.
Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager
Der neue Auftrag der DSB umfasst acht Wechselstrom-Loks. Wie alle Vectron werden sie im Siemens Mobility-Werk in München-Allach gebaut. Bisher erhielten diese Lokomotiven 49 Kunden in 16 Ländern. „Der Verkauf des 1000. Vectron ist ein Erfolg, der für das langjährige Vertrauen und die Zufriedenheit unserer Kunden steht. Der Vectron ist eine Lokomotive für ganz Europa“, erklärte Sabrina Soussan, CEO von Siemens Mobility. „Die Tatsache, dass wir die 1.000 Lokomotive bekommen, zeigt, dass es möglich ist, serienmäßig standardisierte Produkte in der Bahnbranche zu etablieren“, freute sich Jürgen Müller, Executive Vice President, Strategie und Rolling Stock bei den DSB.
Die Kooperation DSB-Siemens geht auf eine Ausschreibung von 2016 zurück. Damals hatten die Dänischen Staatsbahnen beschlossen, zu Wagenzügen zurückzukehren. Jahrzehntelang hatten sie fast nur noch Triebwagen beschafft, die im Prinzip wirtschaftlicher eingesetzt werden können als klassische Züge mit Waggons und Lok. Allerdings musste dadurch auch bei kleineren Störungen der gesamte Zug aus dem Verkehr gezogen werden, Folge war Fahrzeugmangel. Denn die italienischen „neuen“ IC4-Triebwagen erwiesen sich als dauerhaft nicht betriebsfähig. So fuhren auch nach der Inbetriebnahme der elektrischen Oberleitung im Frühjahr 2017 zwischen Esbjerg und Lunderskov dort weiterhin Dieseltriebzüge – wegen fehlender E-Fahrzeuge. Die Rückkehr zum klassischen Schnellzug soll für mehr Stabilität in der Fahrzeugflotte sorgen, wobei als Lieferant nur ein Anbieter mit einem hundertprozentig soliden, alltagsgeprüften Produkt in Frage kam.
Die neue Lokomotivtype mit Höchstgeschwindigkeit 200 km/h sollte sowohl für das dänische als auch für die deutschen und schwedischen Netze zugelassen und einsatzfähig sein sowie mit allen in Frage kommenden Signalanlagen ausgerüstet werden. Die DSB entschieden sich nach erfolgter Ausschreibung für die Siemens Vectron und erhielten Mitte 2018 die Kauf-Zustimmung seitens der zuständigen staatlichen Organe. Bestellt wurden 26 elektrische Vectron-Lokomotiven für den Push-Pull-Betrieb mit vom Unternehmen Railpool geleasten Bombardier-Doppelstockwagen der Baureihe Twindexx im Großraum Kopenhagen und für Regionaldienste im Raum Sjælland. Dadurch sollte es möglich sein, die derzeit dafür eingesetzten Diesellokomotiven der Baureihe ME (gebaut zwischen 1981 und 1985) sowie die fünf verbleibenden elektrischen Lokomotiven der Baureihe EA aus den Jahren 1984 bis 1993 auszumustern.
Neben der Lieferung übernahm Siemens die Gesamtverantwortung für die Instandhaltung in den ersten zehn Jahren mit einer Option für weitere fünf Jahre. "Die Verantwortung für die Qualität und Zuverlässigkeit von Elektrolokomotiven ist daher bei Siemens eindeutig. Im Rahmen der Vereinbarung muss Siemens jedoch die DSB Maintenance für Service-Inspektionen an den Lokomotiven einsetzen und damit unsere Kompetenzen in unseren Werkstätten weiter pflegen und ausbauen. Ich bin sehr zufrieden damit ", erklärte damals DSB-CEO Flemming Jensen.
Entsprechend einer damals vereinbarten Lieferoption bestellten die DSB bei Siemens 2019 weitere acht und jetzt nochmals acht Vectron-Lokomotiven. Bestellt wurden auch neue Reisezugwagen. Diese sollen ab 2022 zwischen Helsingør und Næstved über Kopenhagen fahren und als klassische Schnellzüge auch zwischen Kopenhagen über Fredericia und Flensburg nach Hamburg und zurück eingesetzt werden. Bislang werden hier noch überalterte IC3-Dieseltriebwagen eingesetzt. Ab 2028 soll auch ein Betrieb über Lübeck und den Fehmarnbelt über den in Entstehung befindlichen Tunnel stattfinden.