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Gericht bestätigt: Berlin kann 1500 U-Bahn-Wagen bei Stadler bestellen

Foto: Stadler

Jubel in Berlin: Das Kammergericht beendete am Freitag, 20.März, letztinstanzlich den Einspruch gegen die geplante Bestellung von bis zu 1500 neuen U-Bahn-Fahrzeugen zu Gunsten des geplanten Herstellers Stadler.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

Damit kommt endgültig der Bieter Alstom nicht zum Zuge, der gegen den Ausgang der internationalen Ausschreibung der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Einspruch eingelegt hatte. Entsprechend frohlockte Berlins Wirtschaftssenatorin und BVG-Aufsichtsratsvorsitzende Ramona Pop (Grüne): „Jetzt ist der Weg frei. Endlich können wir neue Züge für die BVG und die Modernisierung auf den Weg bringen. Ein wirklicher Lichtblick in Zeiten der Krise: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BVG haben in den letzten Jahren täglich Engpässe gemeistert. Diese Entscheidung ist bedeutend für die Mobilität der Berlinerinnen und Berliner. Nach der Krise geht es weiter, auch dafür schaffen wir jetzt schon die Voraussetzungen.“

Tatsächlich sind die derzeit etwa 1300 U-Bahn-Wagen inzwischen betagt, sie müssen häufiger die Werkstatt besuchen und fehlen dann auf den Strecken. Hätte sich die Verzögerung wegen des Nachprüfungsverfahrens weiter hingezogen, war schon über die Einstellung kompletter U-Bahn-Linien spekuliert worden. Der Stadler-Auftrag ist der größte in der Geschichte der BVG und wohl auch einer der größten Lieferverträge in Europa. Der Rahmenvertrag mit einem Gesamtvolumen von bis zu drei Milliarden Euro umfasst auch die Ersatzteilversorgung über einen Zeitraum von 32 Jahren.

Vorgesehen ist eine feste Mindestbestellmenge von 606 Wagen. Demnach wird Stadler ab 2022 in einem ersten Abruf 376 Wagen für zwei- bis vierteilige Fahrzeugeinheiten für das Klein- und das Großprofil liefern. Weitere 230 Wagen sind fest bestellt, werden jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt abgerufen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, bis zu 894 weitere Wagen aus dem Rahmenvertrag abzurufen. Das Volumen dieser festen Bestellung liegt bei rund 1.2 Milliarden Euro und umfasst ebenfalls die Ersatzteilversorgung.

Kein Wunder, dass dem Schweizer Hersteller die Entscheidung aus Berlin eine ad hoc-Meldung wert war. Stadler hatte bereits im Vorgriff auf die geplante Berliner Lieferung begonnen, in den Standort Berlin-Pankow zu investieren. Jetzt können wie geplant bis zu 70 Millionen Euro in das neue Betriebskonzept fließen, das nicht nur den Bau einer neuen Produktionshalle umfasst, sondern auch neuen und optimierten Raum für Logistik und Inbetriebsetzung schafft. Die Investition ist ein klares Bekenntnis zum Standort in Berlin, heißt es bei Stadler. Denn im ersten Schritt werden neben der neuen Produktions- und Inbetriebsetzungshalle zusätzliche Büroflächen sowie eine moderne Kantine für die Mitarbeitenden geschaffen.

„Wir sind sehr stolz, einen der größten bisher in Europa vergebenen Lieferaufträge gewonnen zu haben und diesen in Berlin für Berlin ausführen zu können“,

erklärte denn auch Jure Mikolčić, CEO von Stadler in Deutschland. „Wir haben entschieden, bereits geplante Investitionen in den Stadler-Standort in der deutschen Hauptstadt zeitlich vorzuziehen, um eine optimale Basis für die Abwicklung dieses Großprojekts zu schaffen.“

Mit dem Auftrag zur Erneuerung der Flotte für das Berliner U-Bahn-Netz setzen Stadler und die BVG ihre Zusammenarbeit fort. Schon heute sorgt der Schweizer Schienenfahrzeughersteller mit der Baureihe IK für umweltfreundliche Mobilität in der deutschen Hauptstadt: Auf den U-Bahn-Linien U1, U2 und U5 sind Züge von Stadler für die BVG im Einsatz. Die neue Baureihe bekommt von der BVG die Bezeichnung J/JK und orientiert sich an den bereits bekannten Stadler-METRO. Die energieeffizienten und geräuschreduzierten Fahrzeuge wurden in verschiedenen Punkten optimiert. So sorgt beispielsweise eine Anpassung der Bautiefe bei den Türsäulen für eine verbesserte Einstiegssituation. Zukünftig können die Fahrgäste noch schneller ein- und aussteigen. Zudem ist vorgesehen, die Informationsbildschirme aus dem Türbereich in den gewölbten Übergang zwischen Seitenwand und Decke zu verlegen und somit eine optimierte Durchsicht durch den gesamten Fahrzeuginnenraum zu ermöglichen.

Artikel Redaktion Eurailpress
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