Großauftrag aus Niederrhein-Münsterland: CAF liefert 63 Batterietriebzüge

So soll der Langtyp des Batteriezugs für den VRR aussehen; Quelle: CAF

Ein Großeinkauf soll das Niederrhein-Münsterland-Netz entdieseln. Ab 2025 sollen dort 63 batterieelektrische Fahrzeuge (BEMU) der Firma CAF dafür sorgen, dass lokal rund 24.000 Tonnen CO2-Emissionen im Jahr vermieden werden können.

Mit diesem Projekt schafft CAF den langersehnten Markteintritt auf den deutschen Markt mit unserer Regionaltriebzug-Plattform Civity. Dieses Prestigeprojekt bietet uns eine sehr gute Ausgangssituation für die Zukunft“, freut sich Marcus Brüning, Direktor der CAF Deutschland GmbH. CAF ist die Abkürzung für Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles, S.A., das Unternehmen hat seinen Sitz im spanischen Beasain. CAF spricht von dem größten Einzelauftrag für Batterietriebzüge in Deutschland und bislang auch weltweit. Die rechtsverbindlichen Beschlüsse bestätigten die zuständigen Gremien der SPNV-Aufgabenträger Verkehrsverbund Rhein-Ruhr(VRR) und Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) im Juli 2021, es gab keine Einsprüche von Mitbewerbern. 

Die formelle Vertragsunterzeichnung soll Anfang 2022 stattfinden. Dann wären in Deutschland von verschiedenen Herstellern insgesamt 228  batterieelektrische Triebzüge kontraktiert. Zusammen mit den bislang 41 Exemplaren des Wasserstoff-Zugs iLint, die Alstom bereits verkaufte und teils schon in Einsatz brachte, sind das 269 Triebzüge mit alternativem Antrieb. CAF soll die Züge über ihren gesamten Lebenszyklus von rund 30 Jahren instand und verfügbar halten. Geliefert werden sollen zwei Varianten des „Civity BEMU“: 15 Fahrzeuge mit 120 Sitzplätzen sowie 48 Fahrzeuge mit 160 Sitzplätzen. Die Züge werden wo vorhanden aus der elektrischen Oberleitung mit Antriebsenergie versorgt, können aber nicht elektrifizierte Streckenabschnitte durch den Batterieantrieb überbrücken.   

Die Züge wurden im Rahmen eines europaweiten Vergabeverfahrens nach dem NRW-RRX-Modell  getrennt von den Betriebsleistungen beschafft. In einem europaweiten Verhandlungsverfahren wurde ein Vertragspartner für die Lieferung und Instandhaltung der Fahrzeuge gefunden, welche den später erwählten Eisenbahnverkehrsunternehmen zur Erbringung der Verkehrsleistungen beigestellt werden. Dieses Modell wurde erstmalig für die Fahrzeuge des RheinRuhrExpress (RRX) angewendet.

Das Niederrhein-Münsterland-Netz umfasst sieben SPNV-Linien und jährliche Verkehrsleistungen von über sechs Millionen Zugkilometern:

  • RE 10: Kleve – Geldern – Krefeld – Düsseldorf
  • RE 14: Essen – Bottrop – Dorsten – Borken / Coesfeld
  • RE 44: Kamp-Lintfort – Moers – Duisburg – Oberhausen – Bottrop 
  • RB 31: Xanten – Moers – Duisburg 
  • RB 36: Oberhausen – Duisburg-Ruhrort
  • RB 41: Geldern – Krefeld – Neuss
  • RB 43: Dortmund – Herne – Dorsten

Die Linien RE 44, RB 31 und RB 36 werden im Dezember 2025 mit neuen BEMU-Fahrzeugen den Betrieb aufnehmen, die übrigen Linien folgen sukzessive bis Dezember 2028.

„Wenn im Jahr 2028 alle batterieelektrischen CAF-Neufahrzeuge ihren Betrieb aufgenommen haben, sinkt der Anteil an Zugkilometern, die im VRR-Gebiet mit Dieselfahrzeugen geleistet werden, auf unter zehn Prozent“, freut sich Georg Seifert, Leiter der Abteilung „SPNV – Wettbewerb, Vertragsmanagement und Planung“ beim VRR. VRR-Redakteurin Wibke Hinz ergänzt: „Um der überdurchschnittlich stark gestiegenen Fahrgastnachfrage gerecht zu werden, weiten wir mit den neuen, längeren Zügen die Sitzplatzkapazitäten aus und schaffen mit der Linie RB 41 eine zusätzliche Linie zwischen Geldern, Krefeld und Neuss. Insbesondere die Fahrgäste auf den stark nachgefragten Linien RE 10 und RB 31 werden von einem rund 25 Prozent höheren Sitzplatzangebot als heute profitieren.

Zudem wird die Strecke der Niederrheinbahn von Rheinkamp bis nach Kamp-Lintfort für den SPNV reaktiviert sowie die Stellwerkstechnik zum Anschluss an die vorhandene DB-Strecke bei Rheinkamp entsprechend angepasst, sodass ab Ende 2026 auch der Hochschulstandort Kamp-Lintfort an den Regionalverkehr angebunden wird.“

Für erhöhten Fahrgastkomfort sorgen zwei beziehungsweise vier großzügige Einstiegsbereiche, die einen zügigen Fahrgastwechsel zu ermöglichen. Die gepolsterten Sitze sind in Reihe beziehungsweise vis-à-vis angeordnet und mit einem großzügigen Abstand zueinander verbaut. Die räumlich getrennten Mehrzweckbereiche sind großzügig gestaltet und ermöglichen Kund*innen mit Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen oder Fahrrad einen niveaugleichen Ein- und Ausstieg. Klapptische, Steckdosen zum Laden von Laptops, Smartphones oder Tablets sowie ein für Fahrgäste kostenloses WLAN-Netz erleichtern vor allem Pendler*innen das Arbeiten während der Fahrt. (red./hfs)

Artikel Redaktion Eurailpress
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