Güterverkehr fährt wieder rechtsrheinisch – Schutzwall empört Anwohner

Foto: Felssturz Rechte Rheinstrecke Loreley; Autorin Marion Halft/Wikipedia

„Seit Sonntag, den 09.05.2021 ist die Eisenbahnstrecke zwischen Kaub und Kamp-Bornhofen für den zweigleisigen Verkehr freigeben“, informiert das EVU VIAS auf seiner Webseite. „Die Züge der RheingauLinie RB10 verkehren somit in ihrem bekannten Jahresfahrplan und ohne Einschränkungen.“ Damit fährt auch Europas Güterverkehr zwischen Rotterdam und Genua endlich wieder normal.

Am 15. März 2021 hatten vom Hang rutschende Felsbrocken die Bahnstrecke sowie die parallel verlaufende Bundesstraße B 42 großflächig zugeschüttet. Die Strecke war bis jetzt gesperrt und hatte dem Güterverkehr massive Probleme beschert. Darüber berichtet bahn manager in seiner neuesten Ausgabe #2/2021. Die Wiederinbetriebnahme der Strecke verzögerte sich, weil zunächst das Felsmassiv stabilisiert und bei Sprengungen anfallendes Geröll abtransportiert werden musste.

Das sorgt jetzt erneut für Wirbel. Damit die Gleise dauerhaft gegen eventuelle neue Felsstürze gesichert sind, errichtete die Deutsche Bahn vor dem abgerutschten Felshang an der Bahnstrecke einen gut 100 Meter langen und sechs Meter hohen Schutzwall. Auf einer Fläche von etwa 75.000 Quadratmetern befänden sich dort unter anderem mehrere Grundstücke, Obstwiesen und die Zufahrt zu einem Wohnhaus, empört sich Kesterts Ortsbürgermeister Uwe Schwarz. All das sei durch den Schutzwall zurzeit abgeschnitten und nicht mehr mit dem Auto zu erreichen. Stattdessen gebe es nur einen schmalen Fußweg.

Die Bahn spricht von einem Missverständnis: Der Schutzwall sei nur kurzfristig aus Sicherheitsgründen errichtet worden. Die endgültige Befestigung des Hanges werden die Deutsche Bahn später mit den Behörden und Kommunen vor Ort abstimmen, so wie sonst auch. Alle Auflagen zur Bewahrung der Welterbe-Kulturlandschaft sollten dabei umgesetzt werden.

Am 13. April 2021 erklärte Verkehrs-Staatssekretär Enak Ferlemann (Drucksache 19/28552) auf eine Schriftliche Frage der Grünen-MdB Tabea Rößner: „Im Rahmen der fortlaufenden Arbeiten zur Aktualisierung der Bewertungsmethodik für die Bundesverkehrswegeplanung werden Folgewirkungen von Streckenstörungen, die durch Alternativprojekte gemildert werden können, diskutiert und nach Möglichkeiten zukünftiger Berücksichtigung gesucht. Im Rahmen des aktuellen Forschungsauftrages zur Machbarkeit einer leistungsfähigen Alternativstrecke für den Güterverkehr wird nach möglichen Trassenalternativen gesucht, um die Belastung im Mittelrheintal durch den Güterzugverkehr zu reduzieren. Hierzu werden auch die Resilienzwirkungen (Vermeidung von Störwirkungen), die durch diese Alternativstrecken erzielt werden können, untersucht.“

Der SWF kommentierte dazu am 4.Mai 2021: „Schon seit längerem im Gespräch ist ein mehr als 100 Kilometer langes Tunnelsystem abseits des Rheins durch Westerwald und Taunus. Seine Umsetzung würde Milliarden kosten - und seine Eröffnung wohl Jahrzehnte dauern.“ (red./Hermann Schmidtendorf)

Artikel Redaktion Eurailpress
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