Hochwasser: Deutsche Bahn rechnet mit 1,3 Milliarden Schadenssumme

Überschwemmte Bahngleise in Bochum-Dahlhausen; Quelle: DB/Stefan Deffner

Unter der kostenlosen Kundenhotline 08000 99 66 33 erhalten Reisende Hinweise zur aktuellen Verkehrslage. Doch Wetterprognosen sind nicht dabei: „Wer weiß schon, wie das Wetter in einer Woche ist. Womöglich reißt doch noch eine Staudamm-Mauer…“, erklärte dem bahn manager eine freundliche Dame der Hotline.

Tatsache ist: Mehrere Strecken sind weiterhin komplett gesperrt oder nur eingeschränkt befahrbar. „Die Wassermassen haben Gleise, Weichen Signaltechnik, Bahnhöfe und Stellwerke in vielen Landesteilen von NRW und Rheinland-Pfalz stark beschädigt“, heißt es bei der Deutschen Bahn. Die Schäden trafen vor allem Regionalgleise. Der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV) erklärte, die Ahrstrecke und die Eifelstrecke würden voraussichtlich für Monate gesperrt bleiben. Im Ahrtal seien mindestens sieben Eisenbahnbrücken und bis zu 20 Kilometer Streckengleis nicht mehr vorhanden.

Doch auch der Fernverkehr ist betroffen. Die ICE-Züge, welche normalerweise in Hamm gesplittet werden, fahren jetzt im Doppelpack ins eins weiter durch, weil an der Strecke über Hagen und Wuppertal noch gearbeitet wird. Wieder befahrbar ist seit dem 27. Juli 2021 die Bahnstrecke nach Salzburg. Diese war zuvor gesperrt wurden, da Baumteile aus den Gleisen geholt werden mussten. Insgesamt geht die Deutsche Bahn von Schäden in Höhe von 1,3 Milliarden Euro aus. Diese sollen vom Bundesetat getragen werden. Wegen der allgemeinen Personalknappheit in der Baubranche kann es sein, dass zuvor geplante reguläre Bauarbeiten an DB-Strecken verschoben werden müssen.

Für  den Fernverkehr der Deutschen Bahn gab die DB, Stand 26. Juli 2021, folgende Einschränkungen bis mindestens 5. August 2021 bekannt:

  • IC/ICE-Züge Hamburg – Dortmund – Köln – Koblenz – Stuttgart/Frankfurt(M) werden zwischen Wuppertal und Köln umgeleitet und verspäten sich um etwa 30 Minuten. Der Halt in Solingen Hbf muss entfallen.
  • ICE-Züge Berlin – Hannover – Hamm(Westf) – Düsseldorf/Köln fahren mit beiden Zugteilen über Essen nach Düsseldorf Hbf. Die Halte in Hagen Hbf und Wuppertal Hbf müssen bei diesen Zügen entfallen.
  • IC-Züge Dresden – Hannover – Dortmund – Köln werden zwischen Dortmund Hbf und Köln Hbf umgeleitet. Die Halte in Hagen Hbf, Wuppertal Hbf und Solingen Hbf entfallen.

Als Empfehlung wird gegeben: „Hagen und Wuppertal erreichen Sie mit den verbleibenden Fernverkehrszügen ab Köln Hbf und Dortmund Hbf. Solingen Hbf erreichen Sie mit den Nahverkehrszügen der Linien S1, RE 7 und RB 48 ab Köln, Wuppertal, Düsseldorf und Hamm(Westf).“ Die DB empfiehlt allen Reisenden, sich vor Fahrtantritt über die DB-Auskunftsmedien www.bahn.de/aktuell, den DB Navigator sowie unter bahn.de zu informieren.          

In einer ersten Schadensbilanz am 23. Juli 2021 erklärte der Vorstand für Anlagen- und Instandhaltungsmanagement bei der Bahn-Tochter DB Netz, Volker Hentschel: „Etwa an Eifel und Ahr ist von den bisherigen Strecken und Anbindungen wahrlich nichts mehr zu erkennen. Hier reden wir von Monaten, wenn nicht sogar an einigen Stellen von Jahren.“ 600 Kilometer Gleise seien betroffen sowie 50 Brücken und Dutzende Stationen und Haltepunkte. 180 Bahnübergänge, 40 Stellwerke und mehr als 1000 Oberleitungs- und Signalmaste seien so schwer beschädigt, dass sie voraussichtlich erneuert werden müssten, sagte Hentschel. Erneuert werden müssten auch ganze Abschnitte. Dazu gehörten unter anderem mehrere Strecken über Euskirchen wie die Erfttalbahn, die Eifelstrecke und die Voreifelbahn, ferner die NRW-Strecke der Linie S9 von Wuppertal-Vohwinkel bis Essen-Stehle sowie ein Teil der Ruhr-Sieg-Strecke Hagen-Plettenberg. Bei Brücken-Neubauten wird jetzt diskutiert, die Pfeiler weiter auseinanderzusetzen. Dann könnte sich dort schlechter Treibgut festsetzen. (red./db/hfs)

Artikel Redaktion Eurailpress
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