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IT Trans und ITB wegen Corona-Virus abgesagt – Deutsche Bahn erstattet Ticketpreise

Foto: IT-Trans

Wegen des Corona-Virus wurden am Freitagabend, dem 28.2.2020, die Weltmessen IT Trans in Karlsruhe sowie die Tourismusmesse ITB in Berlin abgesagt, die Deutsche Bahn ist kulant und erstattet den Fahrpreis für bereits gekaufte Fahrkarten zum Messebesuch.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

In der Presseerklärung der IT Trans – der Großmesse für die Digitalisierung des öffentlichen Verkehrs – heißt es: „Mit Bedauern, aber Respekt vor den Gefahren des Corona-Virus für Beteiligte bei internationalen Veranstaltungen haben die UITP (Internationaler Verband für öffentliches Verkehrswesen) und die Messe Karlsruhe beschlossen, die nächste Woche anstehende Konferenz und Fachmesse IT-TRANS zu verschieben.“ Eintrittstickets behalten ihre Gültigkeit.

Ist bei der IT-Trans derzeit noch von einer Verschiebung die Rede, fehlt dieses Wort in der öffentlichen Mitteilung zur Internationalen Tourismusbörse in Berlin. Sie wird diesjährig offenbar mit Hinweis auf gestiegene Sicherheitsanforderungen abgesagt. Nach Angaben der Messegesellschaft hatte das zuständige Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf die Auflagen stark erhöht. „Unter anderem ordnet die Behörde an: Jeder Messeteilnehmer muss der Messe Berlin belegen, nicht aus den definierten Risikogebieten zu stammen oder Kontakt zu einer Person aus den Risikogebieten gehabt zu haben“, teilte die Messe Berlin mit. „Die Auflagen insgesamt sind von der Messe Berlin nicht umsetzbar.“ Schließlich verkündete die Absage der Messe die für Gesundheit zuständige Berliner Senatorin.

Für beide Veranstaltungen gilt, was die Karlsruher Veranstalter so formulierten: „Darüber hinaus hat eine wachsende Zahl wichtiger Unternehmen mit Sitz in der EU eigene Geschäftsreisebeschränkungen für ihre Mitarbeiter erlassen bis hin zu Verboten, sich an Messen oder Kongressen zu beteiligen. Auch namhafte Aussteller der IT-TRANS, wichtige Redner sowie Konferenzteilnehmer und einige der unterstützenden Verbände haben sich von ihrer Teilnahme an der Veranstaltung zurückgezogen.“

DEUTSCHE BAHN ERWEIST ÄUSSERSTE KULANZ

Erfreulich und absolut lobenswert: Wer zu diesen oder anderen zukünftig abgesagten Großveranstaltungen Fahrkarten des DB Fernverkehrs kaufte, bekommt aus Kulanz den vollen Kaufpreis zurückerstattet! Die Deutsche Bahn betont, dass sie in ihren Zügen die Vorsorgeregeln des Robert-Koch-Instituts durchführt und derzeit keinerlei Einschränkungen des Fahrbetriebs plant. Geschäftsreisende können also weiterhin Fahrkarten für Besuche von Messen und Kongressen kaufen – falls die Veranstaltung abgesagt wird, bekommen sie ihr Geld zurück. „Das gilt ausdrücklich auch für Messen und Kongresse im europäischen Ausland, sofern die Fahrkarte bei der DB gekauft wurde“, betonte gegenüber dem bahn manager ein DB-Sprecher.

Wie funktioniert das? Wurde ein Zugticket in einer DB-Verkaufsstelle am Bahnhof oder einem Reisebüro gekauft, wird dort die Original-Fahrkarte zurückgegeben und dort das Geld erstattet. Bei einer Online-Buchung wird die auf dem Ticket vermerkte sogenannte Auftragsnummer (eine sechsstellige Folge von Grußbuchstaben und Zahlen) in das Online-Formular eingegeben, LINK:  https://www.bahn.de/-fahrkarten/privatkunde/start/start.post?scope=erstattung&lang=de&country=DEU?dbkanal_007=L01_S01_D001_KIN0057_-_KONTAKT-NEU-mail-erstattung_LZ03   und: https://www.bahn.de/p/view/home/kontakt/bestellanfrage.shtml?dbkanal_007=L01_S01_D001_KIN0057_-_KONTAKT-NEU-mail-bestellanfrage2_LZ01

Das ausgefüllte Formular wird dann an die DB geschickt, und es erfolgt die Erstattung des Fahrpreises. Die DB streicht gleichzeitig die Fahrkartennummer aus ihrem System. Damit ist gewährleistet: Das Ticket mit dieser Nummer ist ungültig, wer es dennoch im Zug vorzeigen würde, gälte als Schwarzfahrer. Weitere Informationen gibt es über die Telefonnummer des DB-Kundendialogs 01806 99 66 33 (20ct/Anruf aus dem Festnetz, Mobil max. 60 Ct.).

VORSICHT JA, PANIK NEIN

Um Unsicherheiten im Umgang mit dem neuen Corona-Virus auszuräumen, stellt bahn manager Informationen von Virus-Experten der letzten Tage zusammen.

  • Kann der Virus über die Haut übertragen werden? Direkt nein, sofern die Haut keine offene Wunde hat. Hautkontakt ist nur insofern problematisch, als Menschen sich oft unbewusst mit den Händen die Augen reiben. Sollte dann der Virus auf den Händen sein, könnte er ins Auge gerieben werden – sogenannte Schmier-Infektion – und dadurch in den Organismus gelangen. Auch könnten mit der Hand Lebensmittel angefasst werden, die wiederum gegessen werden und so den Virus in den Körper tragen.
  • Deshalb sollten häufig gründlich die Hände gewaschen werden. Wasser und Seife genügen, wenn dieses nicht zur Verfügung steht, sind mitgeführte Desinfektionsmittel hilfreich.
  • Es sollten keine Gemeinschafts-Handtücher genutzt werden, sondern Papierhandtücher. Wer niesen und husten muss, hält dazu ein Papiertaschentuch vor den Mund. Diese Tücher sind sofort zu entsorgen, aber bitte in einen verschließbaren Behälter.
  • Auch wenn eine Person in der Nähe niest oder hustet, ist dies kein unmittelbares Risiko. Die Übertragung kann nur im Umfeld von zwei Metern erfolgen, und zwar durch Schleimtröpfchen. Also gegebenenfalls den Kopf wegdrehen und weggehen.
  • Das massenhafte Tragen von Gesichtsmasken im allgemeinen Alltag ist daher nicht sinnvoll, erklärte der Vizepräsident des Robert-Koch-Institut Lars Schaade. Das Tragen der üblichen, Mund und Nase bedeckenden sogenannten OP-Masken dient mehr dem Schutz der Umgebung als dem Schutz des Trägers, dessen Augen ja dabei frei bleiben und somit durch Nieströpfchen Anderer erreicht werden könnten. Dem Träger dienen sie, falls er so nah an einem Niesenden steht, dass er den Kopf nicht rechtzeitig abwenden kann, doch gibt es dadurch keinen hundertprozentigen Schutz. Masken müssen eng anliegen und dürfen nicht zu lange getragen werden, sonst werden sie durch den Atem feucht und verlieren die Schutzfunktion. Sie sind sicher in geschlossenen Behältnissen zu entsorgen.
  • Von zahlreichen Menschen benutzte Griffe,etwa von Türen, Fenstern, Rolltreppen, Haltegriffe in Bussen und so weiter, aber auch Wasserhähnen, sind potenzielle Keimquellen. Hier sinkt das Risiko, wenn man sie mit Handschuhen öffnet und schließt, oder wenn möglich per Ellbogen, Schulter berührt. Ist ein Handkontakt unvermeidbar, kann man die Hände direkt danach waschen oder desinfizieren. Übrigens: Alle ICE 4-Züge und nach dem sogenannten Reset auch ältere ICE-Züge der Deutschen Bahn haben im WC Spender mit Desinfektionsmittel – auch beim Zugfahren ist also ein probates Mittel schnell zur Hand.

Insgesamt gelten dieselben Regeln wie bei den jährlich saisonal sich verbreitenden „traditionellen“ Grippe-Viren. Ein gesunder Mensch mit intaktem Immunsystem ist weniger anfällig als Personen, die durch Krankheiten oder Lebensstil schon geschwächt sind. Also: Ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung, reichliche Flüssigkeitsaufnahme, Stressreduktion, regelmäßige körperliche Betätigung! Auch ein Sauna-Besuch kann hilfreich sein. Erkrankte sollten auf leichte Kost umstellen und Alkohol vermeiden.

Im Übrigen haben Experten inzwischen errechnet, dass die Sterblichkeitsrate beim Corona-Virus tatsächlich nach jetzigem Stand nur 0,7 Prozent statt wie zunächst angenommen drei Prozent beträgt. Zum Vergleich: Die bislang bekannten Corona-Typen MERS und SARS haben eine Mortalität von 30 beziehungsweise 10 Prozent. Wieso wurde bislang von drei Prozent ausgegangen? Diese Zahl wurde errechnet aus der Zahl der bekannten Infizierten. Bei etwa 80 Prozent der Erkrankten verläuft jedoch die Krankheit milde – sie glauben an eine übliche Grippe und melden sich gar nicht. Nachdem sie dann wieder genesen sind, werden sie also statistisch überhaupt nicht erfasst.

Deshalb summiert Univ.-Prof. Dr. Norbert Nowotny, Virologe an der Veterinärmedizinischen Universität Wien, in Die Presse: Eine weitere Verbreitung der Krankheit ist anzunehmen, auch eine weltweite Epidemie (Pandemie) ist möglich. Trotzdem sind Panikreaktionen nicht angebracht. Erinnern Sie sich noch an 2009/2010? Vermutlich kaum. Zu diesem Zeitpunkt ist die letzte Pandemie über die Welt geschwappt, die Schweinegrippe A(H1N1), und heute spricht kaum mehr jemand davon.“

Artikel Redaktion Eurailpress
Artikel Redaktion Eurailpress