Marschbahn Klanxbüll - Westerland: Ausbau per Bundestagsbeschluss
Gemäß Koalitionsprogramm beginnt die Bundesregierung jetzt, bei ausgewählten Infrastrukturprojekten das sonst übliche langwierige Planungsgenehmigungsverfahren durch einen schnellen Bundestagsbeschluss zu ersetzen.
Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager
Das auch "Legalverfahren" genannte Vorgehen wird bereits in Nachbarländern wie Dänemark angewandt und führt zu erheblich schnellerer Umsetzung von Investitionsbeschlüssen der Öffentlichen Hand. In einem Pilotverfahren sollen jetzt Erfahrungen an fünf Schifffahrts- und einem Bahnprojekt gewonnen werden.
Bundesminister Andreas Scheuer: „Gerade bei klimafreundlichen Verkehrsträgern wie dem Schiff und der Bahn müssen wir einfach schneller werden. Dafür wollen wir nun an sechs Projekten das neue Verfahren losstarten: Genehmigung per Gesetz. Bürgerinnen und Bürger werden selbstverständlich weiterhin die Möglichkeit haben, sich frühzeitig im Genehmigungsprozess zu beteiligen. Aber: Der Ausbau von Infrastruktur für umweltfreundliche Verkehre muss zügiger gehen - gerade mit Blick auf unsere Klimaziele."
Zu den wasserbezogenen Pilotprojekten gehören die Vertiefung des Nord-Ostsee-Kanals sowie der Ausbau des Wesel-Datteln-Kanals bis Marl und Ersatzneubau der „Großen Schleusen" mit Brückenhebung bei Ersatzneubau. Auch wenn es sich hier um Modernisierungs- und Ersatzarbeiten an bestehenden Infrastrukturen handelt, dauert das normale Genehmigungsverfahren derzeit nach allgemeiner Einschätzung viel zu lange. Den Bahnbereich vertritt in dem Pilotprojekt die Projektnummer 2-053-V01 des Bundesverkehrswegeplans 2030 "zweigleisiger Ausbau Niebüll - Klanxbüll". Damit soll die von Hamburg und Husum über den Hindenburgdamm nach Westerland auf der Nordseeinsel Sylt führende Bahnstrecke, die sogenannte Marschbahn, durchgehend zweigleisig werden.
Auf dieser Strecke kommen neben herkömmlichen Zügen des Fern- und Nahverkehrs auch Autozüge zwischen Niebüll und Westerland zum Einsatz. In der Vergangenheit gab es immer wieder Klagen über Verspätungen der Züge. Das Kursieren von Shuttlezügen Niebüll-Westerland mit den dazu nötigen Rangierarbeiten belastete zusätzlich die Infrastruktur. Zur Steigerung der Betriebsqualität und Erhöhung der Pünktlichkeit ist daher der zweigleisige Ausbau zwischen Niebüll und Klanxbüll vorgesehen.
Dem zweigleisigen Ausbau vorgelagert ist die bereits laufende Grundsanierung der Strecke. Bis 2022 werden 140 Millionen Euro für die Erneuerung der Gleisanlagen ausgegeben. Für Bahnübergänge, Brücken und die Signaltechnik kommen noch weitere 20 Millionen dazu. Insgesamt 200 Kilometer Gleise sind betroffen. Ziel ist es, den Investitionsstau nachhaltig zu reduzieren, heißt es dazu bei der Deutschen Bahn Netz. So werden bei Bredstedt und Breklum 4.900 Schwellen erneuert und drei Brücken neugebaut. Vom 21. Oktober bis 4. November werden zwischen Bredstedt und Stredesand rund 7.200 Metern Gleisen erneuert, vom 4. bis 8. November steht die Erneuerung von zwei Weichen im Bahnhof Westerland (Sylt) an, vom 4. bis 29. November die Erneuerung von rund 3.000 Metern Gleisen zwischen Lehnshallig und Klanxbüll. Dies geschieht während vier 80-stündiger Streckensperrungen, jeweils von Montag ab 21 Uhr bis Freitag 5 Uhr. In diesem Zeitraum werden auch drei Weichen in Niebüll erneuert. 16. November bis 9. Dezember: Erneuerung von rund 8.500 Metern Gleisen zwischen Morsum und Klanxbüll. Im laufenden Jahr hat die Deutsche Bahn bis zu 100 Bautage geplant, für 2020 sogar 150 Tage und mehr. Geplant sind Bauarbeiten in drei Abschnitten. Begonnen wurde zwischen Westerland und Husum. Danach folgen die Abschnitte Husum-Itzehoe und Itzehoe-Elmshorn.
Zusätzlich soll jetzt also der zweigleisige Ausbau zwischen Klanxbüll und Niebüll kommen und möglichst auch auf der Nordseeinsel selbst zwischen Morsum und Tinnum inklusive der Autoverladung. Im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans sind dafür 221 Millionen Euro vorgesehen. Bislang war dafür ein Zeitrahmen bis 2030 vorgesehen - es wird interessant sein zu sehen, um wie viel schneller diese Arbeiten bei einer Genehmigung per Bundestagsbeschluss vorangehen werden. Der Fahrgastverband Pro Bahn Schleswig-Holstein hat schon mal ergänzende Vorschläge vorgebracht: Die Bahnsteige in Westerland sollten die Fernzuglänge von 400 Metern erhalten, Die Pkw-Verladestelle solle dem Westerländer Innenstadtbereich vorgelagert werden. Keine Veränderungen sind bislang für die Pkw-Verladestelle in Niebüll vorgesehen.