MES Expo Berlin – Starke Plattform für die Elektronik-Zuliefererindustrie

Foto: hfs / bahn manager Magazin

MES EXPO – Mobility, Electronics, Suppliers. Unter diesem Motto fand vom 5. bis 7. November 2019 erstmalig in Berlin eine Fachmesse für die Elektronik-Zuliefererindustrie der Mobilitätsbranche statt.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

Die größten Stände in den Berliner Messehallen stellten der chinesische Bahnkonzern CRRC und die deutsche Knorr-Bremse. Über 50 Aussteller aus zwölf verschiedenen Nationen präsentierten auf der MES Expo ihre Visionen für eine elektrische Zukunft der Mobilität. Ziel der Messe Berlin war es, komplementär zur Weltleitmesse der Bahnindustrie Innotrans eine Spezialmesse für die Komponentenlieferanten der Branche zu schaffen. Eine Umfrage unter den Fachbesuchern der MES Expo ergab: 80 Prozent von ihnen haben einen beratenden Einfluss auf Einkaufs- und Beschaffungsentscheidungen in ihrem Unternehmen. Die meisten Messebesucher kamen mit dem Ziel, Informationen über neue Produkte, Techniken und Problemlösungen zu erhalten. Gut 80 Prozent der befragten Fachbesucher sahen dieses Ziel nach ihrem Besuch als gut bis sehr gut erreicht an.

So zeigte sich die Projektleiterin der MES Expo Lisa Höfer sehr zufrieden: „Mit mehr als 1300 Branchenvertretern wurden bei der Premiere unsere Erwartungen mehr als erfüllt. Die vergangenen drei Messetage haben gezeigt, dass die Branche die MES Expo als neue intermodale Plattform angenommen hat“. Das wurde auch am Stand des chinesischen CRRC-Konzerns so gesehen. Alina Chen, Assistent des General Managers der CRRC-Tochter Zhuzhou CRRC Times Electric Company Limited, sagte dem bahn manager:

„Wir kamen, um den Antrieb und das Netzwerksteuerungssystem sowie ein Signalsystem vorzustellen. Die CRRC-Gruppe ist meines Erachtens die größte für Schienenfahrzeuge der Welt. Nach der Fusion von CNR und CSR im Jahr 2015 denke ich, dass die CRRC-Gruppe der größte Anbieter der Welt ist. Wir haben unser Geschäft auf der ganzen Welt. Wir stellen Lokomotiven, EMU, DMU und die U-Bahnen wer, alle Arten von Fahrzeugen, und bieten auch den Service in der Welt.“

Chen weiter: „Ich denke, dass die Schlüsselkomponenten der Antrieb und das Steuersystem sind. Wie wir sagen, das ist das Herz und das Gehirn des Zuges. So ist unser Unternehmen darauf ausgelegt, das Antriebssystem und das Netzleitsystem für Hochgeschwindigkeitszüge und Lokomotiven sowie das rollende Material herzustellen.“

Interessant waren durchweg die gut besuchten Fachvorträge in einer zweiten Halle. Ferry M.M. Franz von Toyota Motor Europe sah neben der Elektromobilität großes Potenzial in der Wasserstofftechnologie. Zur Propagierung dient auch die firmenübergreifende Wasserstoff-Gesellschaft. Das Argument, die Wasserstofftechnologie sei zu teuer, ließ er nicht gelten. Schließlich gingen allein 2017 fünfeinhalb Terrawattstunden Energie aus Windkraft verloren, weil sie nicht ins Netz gespeist werden konnte. Damit hätte man 14 Milliarden Kilometer mit einem Wasserstoff-PKW fahren können.
Stefan von Mach, Chiefengineer bei Bombardier Transportation in Hennigsdorf, stellte den ersten Batterietriebzug Talent 3 vor. Der erste Demonstrationszug fährt 40 Kilometer mit einer Batterieladung. Doch 42 Prozent der nicht elektrifizierten Linien sind in Deutschland nicht länger. Interessant war auch das Schaubild zu den Endpunkten von Bahnstrecken. Würde an den nicht elektrifizierten Endpunkten eine kleine Ladeinsel aufgebaut, wären 75 Prozent der Bahnstrecken mit Batterie befahrbar. Die Gesamtkosten eines Batterietriebwagens seien nicht teurer als ein Dieseltriebzug, so von Mach. Elektrifizierung der mit Batterie befahrbaren Strecken wäre teurer. Wasserstoffzüge wären doppelt so teuer wie ein Batteriezug – allerdings rechnete hier von Mach den Aufbau nötiger Infrastruktur hinzu, was je nach regionalen Gegebenheiten wie Nutzung nicht genutzter Windenergie sicher auch anders gerechnet werden kann.

Die Firma Kiepe Electric präsentierte ihren neuen Umrichter Powerbrix PBX 55/12-750 für die Bordnetzenergieversorgung in Schienenfahrzeugen. Er zeichnet sich aus durch minimales Gewicht und hohe Leistungsdichte dank modernster Halbleitertechnologie auf Basis von Silicium (Si) und Siliciumcarbid (Sic) mit optimierter Systemarchitektur, erklärte dem bahn manager Dr. Marcel Manheller, Leiter Projekt- & Innovationsmanagement. Der Kiepe Traktionsumrichter KTI für E-Nutzfahrzeuge mit der aktuell höchsten Leistungsdichte am Markt kombiniert die Leistungselektronik für die Traktion und das Aufladen der Batterie in einem System.

Die intelligente Steuerung steigert die Effizienz des Antriebstranges um 4,5 Prozent, eine bis zu 50 Prozent schnellere Beschleunigung wird durch einen optimierten Drehmomentausgleich beim Gleiten und Rutschen erreicht. Diese Technologie steigert damit die Fahrstabilität und mindert den Reifenverschleiß. Der KTI wird zusammen mit der Traktionskontrolleinheit (TCU), der Energy Control Unit (ECU) und nötiger Software geliefert. In einem Vortrag stellte Kiepe Electric zudem ein Konzept für einen Dieselzug als Diesel-O-Leitungs-Vollhybrid mit Elektrobatterie in Kombination mit synthetischen Kraftstoffen vor. Der Treibstoff sollte über Power to Liquids idealerweise aus Regenerativen Energien gewonnen werden.

Für die Firma Mitsubishi Electric gab dem bahn manager Niels Meinke, Coordinator PR & Corporate Media, Auskünfte. „Der Eindruck von der Messe ist sehr gut. Unser Stand war ziemlich gut gefüllt. Der Gesamteindruck der Messe war aber ähnlich. Ich denke, die Messe wurde gut angenommen. Mobilität als Trendthema in der Gesellschaft wird uns ja noch lange begleiten.“ Meinke berichtete, dass Mitsubishi zusätzlich zu den Bereichen Eisenbahn und Automotive seit April auf dem deutschen Markt auch in einem anderen wichtigen Sektor vertreten sei: „Dieser Geschäftsbereich wird zentimetergenaue Positionssysteme anbieten.“

Die Bahnwelt ist klein. Die Woche zuvor hatte bahn manager eine IT-Konferenz in Wien besucht, jetzt traf er in Berlin einen anderen Teilnehmer aus Wien, den Global Business Development-Spezialisten von Nokia Rolf Sigrist. Dieser präsentierte auf der MES Expo drahtlose Kommunikationsanwendungen, zum Beispiel sichere geschlossene Funknetze für Firmen und natürlich auch die Bahn. Ob Siemens, Start Ups oder die Branchenverbände ZVEI, VDB und DVF - die Teilnehmer der Messe waren zufrieden. Die nächste Ausgabe der MES Expo findet vom 9. bis zum 11. November 2021 in Berlin statt. ¬

Das bahn manager-Video ist unter dem Link zu sehen.

Artikel Redaktion Eurailpress
Artikel Redaktion Eurailpress