ÖBB: Mit Daten das eigene Geschäft optimieren, nicht das der Anbieter

Marcus Frantz
Foto: hfs

„Wir kaufen die Lösung. Sie wird bei uns implementiert, und die Kunden und die Daten gehören uns“, erklärte der Chief Information Officer der Österreichischen Bundesbahnen ÖBB Marcus Frantz im bahn manager-Gespräch.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

Der Herr über die Daten der ÖBB nahm damit Stellung zu der virulenten Frage: Wem gehören die Daten? „Wenn wir diese Systeme, diese Fahrzeuge oder diese Anlagen kaufen, dann gehören uns auch die Daten, die mit den Anlagen produziert werden“, so Frantz. „Wir müssen damit unser Geschäft optimieren und nicht das Geschäft der Anbieter. Das wurde in der Vergangenheit nicht in der Konsequenz gemacht, aber in den ganz neuen Verhandlungen, neuen Rahmenverträgen ist sowas natürlich integriert, dass wir das Recht und den Zugriff auf die Daten haben.“

Derzeit beschäftigen sich die ÖBB unter anderem mit der Schaffung konsistenter Datenmodelle und dem Multi-Sourcing. Marcus Frantz: „Natürlich sehr schwerpunktmäßig das Verständnis, ein Datenmodell für den Konzern zu etablieren unter der Grundlage, dass alle das Gleiche darunter verstehen, dass sie über die Relevanz der Daten wissen und eben auch Prinzipien regeln, wie wir mit Daten umgehen. Denn nur, wenn wir die haben, sind wir natürlich in der Lage, darauf dann alle eigentlichen Möglichkeiten, die mit den neuen Technologien einhergehen, also künstliche Intelligenz et cetera, überhaupt erst aufzusetzen.“

Dabei setzen die ÖBB auf eigene Rechenzentren – „aber die müssen wie ein Cloud- Anbieter funktionieren, also höchst automatisiert, höchst virtualisiert.“ Externe Anbieter werden bei Bedarf hinzugezogen. Daten sind nach Sicherheitsstufen klassifiziert. Zum Einsatz kommen die ausgewerteten Daten schwerpunktmäßig für Predictive und Condition Based Maintenance und Optimierung beim Kapazitätsmanagement für die Trasse.

Das komplette Interview findet sich in der aktuellen Ausgabe 1/2020 des bahn managers, das VIDEO zum Interview ist eingestellt unter dem Link: youtu.be/ZdnEa4Qgx_I .

Die Konferenz des Veranstalters Ben Holliday „Alpine Rail Optimisation“ in Wien gab dem bahn manager auch die Gelegenheit zu weiteren Gesprächen. Der CEO von PJM Günter Petschnig erklärte, dass sein Unternehmen derzeit mit den Schweizerischen Bundesbahnen, Rail Cargo Austria und Mercitalia Rail an einem Projekt für die Automatische Bremsprobe arbeiten. „Wir haben 2017 mit den SBB und den österreichischen Bundesbahnen ein Projekt gestartet für die In-Train-Kommunikation“, erklärte Petschnig. „Wir können von einem mobilen Device zu einem Wagen funken, und als erste Applikation auf dieses System wurde dann die automatische Bremse ausgewählt, die im Güterverkehr umgesetzt werden soll.“

Über einen in die Wagen integrierten Generator „können wir sehr zuverlässig Strom erzeugen, wir können mit Batteriesystemen dann diese Energie speichern“, so Petschnig

„Die Betriebsprozesse zu digitalisieren erfordert, dass man das gleiche Sicherheitslevel hat. Das ist für diese Anwendungen als Ziel ein SIL2-Niveau. Das System wird natürlich mit dementsprechenden Komponenten ausgestattet. Wenn Sie jetzt statt 40 Minuten nur vier Minuten brauchen für die Bremsprobe eines Zugs, können Sie natürlich in engsten Zeiträumen sehr viel mehr Güterverkehr machen. Die Wartezeit, um einen Zug nach einem Ladeprozess abzusenden, ist eines der größten Hindernisse für einen effizienten Güterverkehr.“ Auch dieses Interview findet sich in der Ausgabe 1/2020 des bahn managers, das VIDEO findet sich auf der Bewegtbild-Plattform des bahn managers bei YouTube unter dem Link youtu.be/90xiQhkPKkc

Die nächste von Ben Holliday und Rotaia Media organisierte Fachkonferenz „The Rise of IoT and Big Data in Rail“ findet am 15. und 16. April 2020 in München statt, bahn manager ist Medienpartner.

Artikel Redaktion Eurailpress
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