SBB-Chef Andreas Meyer: "Mit dem Giruno geht ein Traum in Erfüllung!"

Foto: Hfs / bahn manager Magazin

„Willkommen auf der Bühne. Bienvenue à tous! Benvenuto naturamente!“ Dreisprachig liess TV-Moderatorin und Ex-Miss Schweiz Christa Rigozzi am Perron 4/5 des Züricher Hauptbahnhofs ihren Charme spielen.

Von Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur bahn manager

Die Schweizer Bundesbahnen SBB hielten in Zürich eine grosse Show ab, in deren Mittelpunkt drei neue Fernverkehrszüge standen. Der SBB-Giruno, ein französischer TGV Lyria und ein deutscher ICE 4. SBB-Chef Andreas Meyer versicherte dem bahn manager, er freue sich besonders über den Giruno:

„Da geht schon einer meiner Träume in Erfüllung. Ich wollte immer, dass wir mit einem in der Schweiz hergestellten Zug, von Stadler, durch unsere Schweizer Alpentunnels fahren können. Er ist rechtzeitig da, und er fährt.“

Auf einer vorgelagerten Pressekonferenz berichtete Armin Weber, Leiter internationaler Personenverkehr der SBB: „Der Giruno wird das neue Flaggschiff der SBB im internationalen Personenverkehr sein. Wir werden die 29 Giruno-Züge im nationalen und internationalen Verkehr einsetzen, insbesondere auf der Gotthard-Achse, einsetzen, bis Mailand verkehren und perspektivisch auch über Mailand hinaus, nach Genua und Bologna.“ Zu den Novitäten im Zug gehören der niveaugleiche Einstieg, kostenloses WLAN sowie geschlechtergetrennte WC. SBB und Fahrkunden seien äusserst zufrieden mit diesem Zug, der jetzt auf die Transition während der Fahrt eingestellt werde, so dass beim Grenzüberqueren Strom- und Sicherheitssysteme ohne Anhalt gewechselt werden können.

Dr. Michael Petersen, Leiter des Internationalen Personenverkehrs der DB, stellte den ICE 4 vor: „Der ICE 4 setzt Massstäbe beim Thema Komfort, Design und Fortschritt in der Technologie.“ Hervorzuheben seien das Bordrestaurant, die Fahrradstände, die erhöhte Kapazität im Schweiz-Verkehr. Denn anders als bisherige ICE-Generationen seien alle ICE 4 für die Schweiz zugelassen. Damit ergeben sich viele neue Möglichkeiten für internationalen Zugverkehr.

Die Einweihung ihres Doppelstock-TGV Lyria freute besonders die Generaldirektorin Voyages der SNCF Rachel Picard und den CEO der schweizerisch-französischen joint venture TGV-Lyria Fabien Soulet. „Unsere Strategie auf Niveau des Gesamtunternehmens SNCF ist, die Europäer untereinander zu verbinden“, erklärte Rachel Picard dem bahn manager, „als eine grüne Bahngesellschaft. Da haben wir eine Menge Projekte in Partnerschaft mit der Deutschen Bahn, die mit dem neuen Winterfahrplan beginnen, ein innovatives Angebot für unsere Reisenden, auch für den Transport in Frankreich und nach Italien.“ Fabien Soulet ergänzte: „Wir werden unsere Kapazitäten stark erweitern. Als komplett modernisierter Doppelstockzug können wir jedes Mal über 500 Reisende befördern gegenüber heute 360. Außerdem erhöhen wir die Zugfrequenz zwischen der Schweiz und Frankreich.“

Den Reisenden steht kostenloses WLAN zur Verfügung, aber in der 1. Klasse Business auch warme Verpflegung. Die Planung solcher Züge ist gar nicht so einfach, berichtete SBB-Chef Meyer: „Man muss sich einigen, welches Rollmaterial fährt, was ist der Fahrplan, es gibt tausende an technischen Details, die Züge müssen in den nationalen Takt eingegliedert werden.“ Der SBB-Leiter Personenverkehr Toni Häne unterstrich, dass der positive Zuspruch der Reisenden entscheidend sei – ohne die 10-prozentige Steigerung der Reisendenzahlen im letztjährigen Fernverkehr und frühere positive Entwicklungen wäre die Entscheidung zur Angebotssteigerung sicher nicht so eindeutig gewesen.

Auf die von vielen als unbequem empfundenen Sitzplätze im ICE 4 wurde DB-Vertreter Dr. Petersen von Schweizer Medienschaffenden angesprochen. Gut, dass er Nachbesserungen verkünden konnte, die im Frühjahr 2020 schrittweise in allen Zügen zum Einsatz kommen. In Zürich konnte man schon den alten und den neuen Sitztyp vergleichen. Tatsächlich – auf die gleich gebliebene Plastik-Hartschale wurde beim neuen Typ ein mehr körperbezogenes geschwungenes Unterteil aufgesetzt, so dass die Reisenden nicht mehr wie vorher in steifer Hab-Acht-Stellung sitzen müssen. Auch lassen sich die Sitzflächen jetzt ein Stück nach vorne ziehen.

Der bahn manager fragte SBB-Chef Andreas Meyer auch, ob er denn das Bahnleben ganz vergessen werde, wenn er im kommenden Jahr den Vorsitz im Unternehmen abgebe. Die Antwort war beruhigend: „Nein, ich werde auch nicht allein im Garten sitzen und Rosen züchten.“

Mehr zum Thema und das Interview mit SBB-CEO Meyer im Wortlaut in bahn manager Nr. 1/2020. Das Video zur Zug-Präsentation ist unter dem LINK

Artikel Redaktion Eurailpress
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