Interviews

Clemens Bochynek

Funktionsfähiges System dank der Förderung

Clemens Bochynek, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Studiengesellschaft für den Kombinierten Verkehr e. V. (SGKV), u. a. zu geplanten Änderungen bei der Förderung des Kombinierten Verkehrs (KV).


Das Bundesfinanzministerium will die Mittel für die Förderung nichtbundeseigener KV-Terminals kürzen. Hat die SGKV damit Probleme?
Die Förderung des KV ist die Basis, auf der wir in Deutschland ein funktionsfähiges System geschaffen haben. Insofern wird die SGKV die Absenkung von Mitteln grundsätzlich nicht lautstark begrüßen. Vor dem Hintergrund des verhältnismäßig geringen Mittelabflusses in den letzten Jahren ist diese Entscheidung jedoch nachvollziehbar. Zumal über flexible Mechanismen eine bedarfsgerechte Aufstockung der Mittel signalisiert wird. Auf dem Terminaltag 2015 der SGKV hat Peter Lüttjohann,  Referatsleiter Güterverkehr und Logistik im BMVI, gesagt, dass das BMVI für den Fördertopf kämpft. Gesagt, getan. Ich denke, dass die vorgeschlagene Lösung ein nutzbarer Kompromiss ist.

In dem Spending Review wird parallel vorgeschlagen, die Hürde für die Fördergelder zu senken. Sind die vorgeschlagenen Lösungen ausreichend?

Hier Alternativen anzubieten ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Über bestehende Hürden wurde viel diskutiert, insbesondere das Thema der Bürgschaft hat uns auch bei der SGKV stärker beschäftigt, die Art und Weise der Absicherung bietet mehr Spielraum als es die bisherige Umsetzung zulässt. Die Darstellung einer direkten Kausalitätskette ist insgesamt schwierig, Fördermittel sind ja nicht die einzige Einflussgröße auf die Entscheidung, ein Terminal zu bauen oder nicht, und Wirkungen ergeben sich durchaus erst nach Jahren.

Welche Novellierungen schlägt die SGKV noch vor?
Wir müssen abwarten, wie die Ergebnisse der Spending Review in die neue Richtlinie eingearbeitet werden. Wir befürworten generell, das Thema Transparenz und Datenverfügbarkeit voran zu bringen um auch die Vergleichbarkeit zu erhöhen. Terminals müssen individuell geplant werden, modulare Komponenten und Teile des Equipments sind verständlicherweise aber ähnlich. In dieser Hinsicht lohnt sich ggf. ein Blick zu unseren Schweizer Nachbarn, die sind da einen Schritt weiter.

Sollten aus Wettbewerbsgründen nicht Anlagen bundeseigener und nichtbundeseigener Unternehmen fördertechnisch gleich gestellt werden?

Die Frage findet die EU auch ganz interessant. Mehr Wettbewerb ist grundsätzlich ein Treiber, das trifft im Bereich des KV allerdings nur bedingt zu. Beide Fördermechanismen haben bisher ihre Daseinsberechtigung, angepasst an das jeweilige System. In einiger Zukunft lassen sich die Systeme bedarfsgerecht sicher zusammenführen, wann das sein kann, bleibt aber offen.

Wo sieht die SGKV in Deutschland noch Potential für neue KV-Terminals?
Ganz bildlich gesprochen: Da wo die Nachfrage entsprechend Bedarf erzeugt. Bisherige Prognosen sind alle über den Haufen geworfen worden, wir müssen hier weg von Fortschreibung und uns mehr auf Nachfragepotenziale fokussieren. Das lässt sich derzeit aber noch nicht abbilden. Hier besteht in Deutschland, aber auch europaweit, Bedarf an viel mehr Information.

Sieht die SGKV technische Innovationen, die den Kombinierten Verkehr voran bringen können?
Alle sprechen über Digitalisierung und 4.0, dann sollten wir das auch tun. Im Bereich der Datenübertragung bestehen erhebliche Optimierungspotenziale, einige Anbieter zeigen sehr eindrucksvoll, wie sich hier Prozessoptimierung vorantreiben lässt. Die Grundbedingung ist natürlich die Bereitschaft der Beteiligten dazu.

Herr Bochynek, danke für das Gespräch.

Artikel von Interview aus Rail Business, Ausgabe 17/16
Artikel von Interview aus Rail Business, Ausgabe 17/16