Interviews

Hans-Georg Werner

„Das Ost-Geschäft wird noch wachsen“

Hans-Georg Werner, Leiter der Region East der europäischen Güterbahn DB Schenker Rail, zur bisherigen Entwicklung des Osteuropa-Geschäfts und den Perspektiven.

Herr Werner, wie wichtig ist die Region East für DB Schenker Rail?

Die Region East ist ein Wachstumsmarkt und das wird auch so bleiben. 2014 lag der Umsatz bei rund 250 Mio. EUR und ich gehe davon aus, dass er in diesem Jahr höher sein wird.

Besteht die strategische Ausrichtung eher darin, den osteuropäischen Markt zu entwickeln oder geht es um die Entwicklung der Transitachsen nach Fernost
?
Beides, aber in Etappen. Begonnen haben wir damit, den Korridor nach Rumänien und Bulgarien zu entwickeln. Inzwischen fahren wir für verschiedene Kunden aber weiter. Wir betreiben mehrere Shuttle-Züge in die Türkei. Das ist ein viel versprechender Markt. Aber es ist nur der Anfang. Mit der Türkischen Bahn gibt es einen ersten Ideenaustausch über den möglichen Aufbau von Verbindungen Richtung Iran. Das wird sicher noch dauern, aber es zeigt einfach, welche Potentiale dieser Markt auch in Zukunft bietet. Noch fehlen die Anbindungen an den Bosporus-Eisenbahntunnel, aber in fünf oder zehn Jahren wird diese Verbindung interessant für den Güterverkehr mit dem mittleren Osten und China sein.

Welches sind die Verkehre, die Sie überwiegend in Osteuropa fahren? In Polen ist es ja sehr viel Kohle – welche Perspektiven haben Sie?

In Polen war es einmal sehr viel Kohle. Der Markt kam dort durch Überkapazitäten im Kohletransport stark unter Druck. Wir haben diversifiziert, das Unternehmen neu ausgerichtet und sind in andere Branchen eingestiegen: Automobil-, Chemie- und Containertransporte. 2010 machte das Kohlegeschäft 95 % unseres Aufkommens aus. Jetzt hat es noch einen Anteil von 45 %. Trotzdem sind wir gewachsen.

Ihr Marktanteil in Polen liegt derzeit bei 5 %, in Bulgarien schon bei 16 %, in Rumänien bei 10 %; in Ungarn ist er gering, aber mit den anderen Marktanteilen nicht vergleichbar, da Ihre Aktivitäten dort in erster Linie im Betrieb von Anschlussbahnen bestehen. Wo sehen Sie den Anteil in den kommenden fünf Jahren?
Marktanteile sind sicher immer interessante Kennziffern, aber ich muss Ihnen sagen: In erster Linie wollen wir profitabel sein und sind nicht auf Marktanteile aus. Wenn wir wachsen, soll es sich um organisches Wachstum handeln. Für uns ist wichtig, dass wir im Netzwerk Leistungen erbringen, die unsere Kunden brauchen, die uns ein positives Ergebnis bringen und die in unsere Gesamtstrategie passen.

In Bulgarien sind Sie erst seit fünf Jahren tätig; wie kommt es dass der Marktanteil dort 16 % beträgt?
Ich würde sagen: Internationaler Ansatz gepaart mit lokalem Know-how. Bei dem Aufkommen in Bulgarien handelt es sich um Transporte, die aus unserem Netzwerk stammen. Dieses Geschäft haben wir also noch nicht einmal einem Wettbewerber abgenommen, es handelt sich um echten Neuverkehr.

Ein Ausblick: Wenn Sie die Entwicklung des DB-Schenker-Rail-Engagements in der Region East betrachten – welche Erwartungen haben Sie?
Eine Glaskugel habe ich auch nicht, aber Sie sehen ja, wir haben für Polen 23 Vectron-Lokomotiven gekauft, die wir sehr effizient einsetzen. Das zeigt, dass wir in die Region investieren. So viel lässt sich deswegen schon sagen: Unser Marktanteil hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Und weil wir gute Leute haben, weil wir gut aufgestellt sind, weil wir über gute Betriebsmittel verfügen und die Kunden mit unserer Leistung überzeugen konnten, wird das auch weitergehen.

Artikel von Interview aus Rail Business Ausgabe 43/15
Artikel von Interview aus Rail Business Ausgabe 43/15