Dr. Daniel Siedl

"Wie lange wollen wir noch so arbeiten?"

Deutsche Unternehmen stehen im ständigen Wettbewerb mit Unternehmen aus Ländern mit deutlich niedrigeren Herstellkosten. Die Höchstleistungen, die wir von unseren Mitarbeitern in Zukunft verlangen müssen, um weiterhin hier am Standort erfolgreich zu sein, können diese nur bringen, wenn wir ihnen das dazu nötige Umfeld bieten.
In erfolgreichen Unternehmen gibt es dafür viele gute Beispiele: Die steigenden Anforderungen an Sicherheit und Ergonomie am Arbeitsplatz werden nicht als Hindernis, sondern als Chance gesehen, Arbeitsverfahren grundsätzlich neu zu gestalten. Industriearbeitsplätze werden mit Hilfe von modernen Methoden geplant und ergonomisch ausgeführt. Diese Maßnahmen basieren auf dem Einsatz neuer Technologien. Der Industrieroboter hat beispielsweise in den vergangenen Jahren die industrielle Montagetechnik revolutioniert und ist inzwischen schon bei kleinen Stückzahlen effizient.
Wie sieht es im Gleisbau aus? Im Gleisbau herrschen besondere Rahmenbedingungen hinsichtlich der Gefährdung der Mitarbeiter, der hohen Zugdichte und komplexen logistischen Aufgaben beim Transport von Material und Maschinen. Zur Verbesserung der Sicherheit und Unfallverhütung werden stetig neue Maßnahmen im Arbeitsalltag umgesetzt: Die persönliche Schutzausrüstung wird aufgestockt und optimiert, handgeführte Maschinen müssen bei gleichbleibender Leistungsfähigkeit leichter und leiser werden.
Bei den Gleisbaumaschinen führen hohe Sicherheitsanforderungen oft dazu, dass sie in Ihrer Handhabung immer kom
plexer werden. Das Ziel der höheren Sicherheit wird dabei nicht selten verfehlt. Wie können wir diesen Spagat zwischen den steigenden Anforderungen an die Sicherheit und trotzdem einfacher Bedienung schaffen und dabei gleichzeitig die Produktivität im Gleisbau steigern?
Bei der Lösung dieses Zielkonfliktes spielt neben den technischen Lösungsmöglichkeiten die Beteiligung der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. Ich bin der Meinung, dass wir gemeinsam mit den Menschen, die täglich an den Gleisen arbeiten, über neue Prozesse und Arbeitsweisen nachdenken müssen, um langfristig sichere und effiziente Arbeitsplätze zu gestalten.
Wir können es uns nicht länger leisten, bereits bestehende Technologien, die in anderen Industriezweigen erfolgreich eingesetzt werden, ungenutzt zu lassen. So bietet beispielsweise die Akkutechnik neue Möglichkeiten, um handgeführte Maschinen leichter, schneller und frei von Emissionen zu betreiben. Mobile Instandhaltungssysteme sorgen für ein sicheres und ergonomisches Arbeitsumfeld. Die sich daraus ergebenden neuen Möglichkeiten der Logistik und Energieversorgung führen zu einer erheblichen Steigerung der Produktivität.
Die Einführung von neuen Technologien stellen hohe Anforderungen an unsere Mitarbeiter. Für die Akzeptanz und die Nutzung der Potentiale ist daher die Qualität der Führung entscheidend: Es ist wichtig, die Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu stellen und sie mit geeigneten Methoden in ihrer Arbeit zu unterstützen.
Sie werden sehen – Ihre Mitarbeiter sind diejenigen, die am besten wissen, wo die Schwachstellen in den Arbeitsprozessen liegen. Viele warten nur darauf eingebunden zu werden, um sich aktiv an den Verbesserungen zu beteiligen. Nutzen Sie das Wissen Ihrer Mitarbeiter!

Artikel von Standpunkt aus dem EI, Ausgabe 11/2014
Artikel von Standpunkt aus dem EI, Ausgabe 11/2014