Frank Hermann Gülicher

Die Einführung von BIM im Infrastrukturbereich

Das Jahr 2016 ist das Jahr, in dem kaum ein Ingenieur nicht von BIM (Building Information Modeling) gehört hat. Gerade durch den im Dezember 2015 vom BMVI veröffentlichten Stufenplan Digitales Planen und Bauen gewinnt das Thema für Deutschland eine neue Relevanz und vor allem Struktur. Denn dieser strategische Plan fungiert als eine Art Leitfaden zur Einführung von BIM im Verkehrsinfrastrukturbereich in Deutschland. Insbesondere definiert er ab 2020 ein erstes Leistungsniveau, nach dem Ende 2020 BIM bei ­allen neu zu planenden Projekten im Verkehrsinfrastrukturbau zum Standard werden soll.

Wichtig ist, dass wir ein einheitliches Verständnis von BIM erzielen. Denn BIM ist viel mehr als eine umfassende 3D- oder 5D-Planung mit einer professionellen CAD-Software. BIM ist eine IT-gestützte Arbeitsmethode, die unsere Arbeit im ­Bereich Planen, Bauen, Betreiben und sogar Rückbau von Bauwerken grundlegend verändert. Mit der Hilfe von BIM werden in jeder Phase des Lebenszyklus eines Bauwerkes die relevanten Daten und Informationen erfasst, bearbeitet und zwischen den Beteiligten ausgetauscht. Die Basis für die neue Art der Projektabwicklung ist die Digitalisierung, die den weltweiten Austausch großer Datenmengen erst ermöglicht. Gesamthaft betrachtet führt dies zu einer höheren Kosten- und Termin­sicherheit, zu reduzierten Fehlleistungskosten, zu einer höheren Qualität und letztendlich zu zufriedenen Kunden.

Bei der Betrachtung des internationalen Marktes in Europa und auch darüber hinaus wird BIM zunehmend zum Standard. Gerade einige asiatische Länder sind bei der Anwendung von BIM deutlich fortgeschrittener als Deutschland. Dies ist das Signal für uns hier schnell aufzuholen. Wo heute BIM noch als eine Begeisterungs- oder zumindest Leistungsanforderung angesehen wird, wird BIM in bereits wenigen Jahren eine Basisanforderung im Wettbewerb sein. Es wird nicht mehr die Frage gestellt, ob ein Ingenieurbüro seine Leistung in BIM plant, sondern es wird vorausgesetzt, dass die Leistung in BIM geplant wird. Wenn diese Voraussetzung nicht erfüllt wird, ist die Teilnahme am Wettbewerb nicht mehr gewährleistet.

Aus diesen Gründen gilt es für die deutschen Unternehmen BIM in einer angemessenen Geschwindigkeit einzuführen. Angemessen deshalb, weil die Einführung von der Komplexität her als nicht unerheblich und von der Geschwindigkeit her nicht schnell zu bewältigen ist. Doch dies wird oftmals unterschätzt! So müssen im Detail die Unternehmensprozesse angepasst bzw. neu entwickelt werden. Die IT-Landschaft muss im Sinne von neuen Softwares und Datenaustauschplattformen neu gestaltet werden. Die Mitarbeiter müssen qualifiziert werden bzw. sogar neue Mitarbeiter aufgrund von geänderten Rollenprofilen rekrutiert werden. Kurzum bedeutet BIM einen zeitintensiven Kulturwandel.

Die DB Engineering & Consulting GmbH, die aus der ­Fusion der beiden Gesellschaften DB International GmbH und DB ProjektBau GmbH im April 2016 entstand, hat daher ein BIM-Implementierungsprogramm aufgesetzt, um BIM organisiert, strukturiert und vor allem richtig einzuführen. Gerade der letzte Punkt ist für mich als CTO besonders wichtig, da BIM schließlich in seinen ganzen Dimensionen nur funktionieren kann, wenn wir es richtig aufsetzen und nachhaltig einführen. Und wenn wir es ferner im gesamten Verkehrs­infrastrukturbereich schaffen BIM gemäß des Stufenplans des BMVI zeitgemäß einzuführen, sind wir auf einem international hohen Niveau. Davon profitieren wir alle!

<link file:19358 _blank download>Hier können Sie den Beitrag als pdf runterladen.

Artikel von Standpunkt aus dem EI, Ausgabe 7/16
Artikel von Standpunkt aus dem EI, Ausgabe 7/16