Günter Steinbauer

"Vernetzte Mobilität: Zukunft für Großstädte"

 

Stadtluft macht frei“ – ein Ausspruch, der den Zuzug vom Land in die Städte bereits im Mittelalter dokumentiert. Doch auch heute, Jahrhunderte später, wachsen die Städte der Welt immer noch unaufhaltsam. 80 % der gesamten Weltbevölkerung leben derzeit in Städten und Metropolen. Was Stadtverwaltungen immer stärker mit der Frage konfrontiert, wie dieser stetige Zuwachs gut bewältigt werden kann ohne dabei die Lebensqualität in Mitleidenschaft zu ziehen. Diese Fragen stellen sich aber nicht nur in Bereichen wie Wohnbau, Infrastruktur und Sozialleistungen, sondern vor allem beim Verkehr. Denn Beispiele, wie Verkehr in der Stadt nicht stattfinden sollte, kennen wir zur Genüge. Verstopfte Straßen, Smog und Verkehrskollaps sind nicht die richtige Antwort auf wachsende Städte. Seit einigen Jahren werden wohl gerade deshalb die Wörter „Multimodalität“ und „Smart City“ immer
wieder im Einklang mit der Stadtentwicklung genannt. Doch wie muss diese Multimodalität aussehen, damit sie für zigtausende Menschen eine sinnvolle Alternative zum eigenen Auto in einer immer weniger Platz dafür bietenden Stadt darstellt.

Die best-practise Metropolen zeigen uns deutlich: Öffentlicher  Personennahverkehr ist nicht ein Teil von funktionierender Multimodalität, sondern dessen Rückgrat. Die Rolle der Verkehrsbetriebe ist dabei von signifikanter Bedeutung. In Wien werden heute bereits 39 % aller Wege in der Stadt mit U-Bahn, Straßenbahn oder Bus zurückgelegt, was die Öffis zur ersten Wahl bei städtischer Mobilität macht. Dieser Erfolg kommt aber nicht von ungefähr. Denn nur mit einer Stadtregierung, die sich der Bedeutung attraktiver und gut ausgebauter öffentlicher Verkehrsmittel bewusst ist und die sich nicht scheut laufend in die Verbesserung ebendieser zu investieren, ist es möglich das zu erreichen. Die Pfeiler dieses Erfolgs sind vielfältig – die Qualität des Angebots ist dabei aber ohne Frage die tragende Mauer.
Um aber Multimodalität in Zukunft wirklich erreichen und viel wichtiger attraktiv für die Kunden anbieten zu können, braucht es noch viel mehr. Für uns, als Unternehmen, muss das heißen die Effizienz der täglichen Arbeit weiter zu steigern. Dazu braucht es weiterhin Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur und die Modernisierung bereits bestehender. Gerade in Wien zeigt die Erfolgsgeschichte U-Bahnbau, was sinnvoller Ausbau im Einklang mit Stadtentwicklung bewirken kann. Seit ihrem Bestehen ist die U-Bahn das Rückgrat des Wiener öffentlichen Verkehrs und trägt damit maßgeblich zur
Vorreiterrolle der Öffis bei.
Doch sinnvolle vernetzte Mobilität braucht neben guter rein technischer Infrastruktur vor allem auch funktionierende Informationstechnologien. Denn niemand hat etwas von Oberbau und neuen Schienen, wenn die Nachrichten- und Informationstechnologie nicht stimmt. Nachrichtensysteme wie RBL ermöglichen es unserem Unternehmen nicht nur den Betrieb zu steuern und genau zu wissen, wo sich welches Fahrzeug mit welcher Fahrzeit befindet, sondern geben uns auch die Möglichkeit, auch direkt unsere Kundinnen und Kunden zu informieren. Aktuelle Fahrgastinformation aber auch die Öffi-App qando ermöglichen es uns, unseren Fahrgästen ein umfassendes Verkehrslagebild aktuell und schnell liefern zu können. Seit wenigen Monaten ist diese Information im Rahmen von Open-Data auch für jeden Interessierten zugänglich. Neben umfassender Information und Kommunikation mit unseren Kunden, sind vor allem innovative Angebote zum fairen Preis ein weiterer unabdingbarer Bestandteil attraktiver Mobilität. Auch hier braucht es laufend neue Schritte um die Qualität und die Attraktivität von multimodaler Mobilität weiter zu steigern. Wien sieht dabei die Wiener Linien ganz klar als den integrierten Mobilitätsanbieter in der Stadt. Aus diesem Grund arbeiten wir derzeit intensiv daran, Multimodalität auf Basis des öffentlichen Verkehrs in die Realität umzusetzen. Mit der Mobilitätskarte sollen die Wienerinnen und Wiener künftig die ganze Mobilität der Stadt in einer Hand haben – mit der Öffi-Jahreskarte als Basis. In der ersten Phase wird diese „Jahreskarte plus“ ab 2015 Garagenstellplätze, Citybikes und E-Tankstellen zusätzlich anbieten. Doch bereits jetzt ist klar, dies kann nur ein erster Schritt sein. Carsharing, car2go und, wer weiß, eventuell auch Taxis sollen in Zukunft die Mobilitätskarte schrittweise erweitern und sie damit attraktiv für knapp 600.000 bereits jetzt bestehende JahreskartenbesitzerInnen machen, aber auch Anreize zum Umstieg für all jene bieten, die derzeit noch nicht multimodal in Wien unterwegs sind.

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Artikel von Statement aus der ETR, Ausgabe 3/2014
Artikel von Statement aus der ETR, Ausgabe 3/2014