Prof. Dr. Dirk Rompf

"Kundenorientierte Kapazitätsentwicklung und Engpassbeseitigung"

Mehr Verkehr auf die Schiene“ zu bringen, ist erklärtes Ziel von Bund und Bahn. Mit über 400 Kunden steht die DB Netz AG an der Spitze im europäischen Vergleich Um den Wachstumskurs fortsetzen zu können, muss die Leistungsfähigkeit des mehr als 33 000 km langen Schienennetzes kontinuierlich gesteigert werden.
Megatrends wie z. B. die demographische Entwicklung oder die Entwicklung der Wirtschaftsleistung zeigen deutlich, dass die Nachfrage nach Schienenverkehrsleistungen in den kommenden Jahren weiter steigen wird. Dieses Wachstumspotenzial kann mit der vorhandenen Infrastruktur nicht mehr bewältigt werden, selbst wenn man die bereits laufenden und finanzierten Projekte als realisiert unterstellt. Insbesondere der Rhein- und der Nord-Süd-Korridor weisen schon heute mehrere Engpassbereiche auf. Perspektivisch können neue Nahverkehrskonzepte in Metro­polen aufgrund überlasteter Knoten nicht mehr vollständig realisiert werden.
Um die Knoten im wahrsten Sinne des Wortes zu lösen, hat die DB Netz AG mit der „Netzkonzeption 2030“ eine Strategie für den langfristig marktgerechten Neu- und Ausbau der Schieneninfrastruktur in Deutschland entwickelt und in den laufenden Prozess zur Bundesverkehrswegeplanung 2015 eingebracht. Zusammengefasst lautet die Lösungsformel: „Kapazitätssteigerung auf Korridoren, in Knoten und für neue Angebotskonzepte“.
Ziel ist es, die Infrastruktur auf den europäischen Korridoren zu verbessern, um den Modalanteil der Schiene gegenüber der Straße steigern zu können. Eine deutliche Kapazitätssteigerung kann insbesondere durch den Ausbau des Ostkorridors als zusätzlichem Laufweg zum Nord-Süd-­Korridor für den Schienengüterverkehr erreicht werden. Auf dem Westkorridor wird mit den zentralen Maßnahmen NBS Rhein-Main/Rhein-Neckar und ABS/NBS Karlsruhe – Basel die Kapazität erhöht. Ein durchgängiges Netz für 740 m lange Züge auf Korridoren steigert die Wettbewerbsfähigkeit des Güterverkehrs.
Ein weiterer Schwerpunkt der Netzkonzeption 2030 liegt auf dem Ausbau von Knoten, insbesondere in den Metropolregionen Hamburg, Köln, Frankfurt, Mannheim/Heidelberg und München. Dies eröffnet die Möglichkeit, die Angebotsquantität und -qualität im Personennahverkehr deutlich zu verbessern.
Schließlich schafft die Neu- und Ausbaustrategie der DB Netz AG Raum für Angebotskonzepte mit neuen Direktverbindungen, Reisezeitverkürzungen und Taktverdichtungen. Als Beispiele hierfür sind der Ausbau des Bereichs Hanau – Fulda/Würzburg, der Rhein-Ruhr-Express oder die Fehmarnbeltquerung zu nennen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass eine kundenorientierte Kapazitätsentwicklung und Engpassbeseitigung die Attraktivität der Schiene deutlich steigern kann – zugunsten der Kunden, der Umwelt und des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die  Voraussetzungen muss nun der Bundesverkehrswegeplan 2015 schaffen.

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Artikel von Standpunkt aus der ETR Ausgabe 9/2015
Artikel von Standpunkt aus der ETR Ausgabe 9/2015